Altbischof Huber: Religiöse Toleranz stärkt den Frieden

Altbischof Huber: Religiöse Toleranz stärkt den Frieden
Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Wolfgang Huber, hat zu mehr religiöser Toleranz und friedlicher Konfliktlösung aufgerufen.

Zwar müsse eingeräumt werden, dass das Konfliktpotenzial von Religionen größer sei, "als eine multireligiöse Euphorie wahrhaben wollte", sagte der Berliner Altbischof am Mittwochabend bei einem Festakt zur Einführung der Reformation in Magdeburg vor 489 Jahren. Doch führe die Annahme eines Kulturkonflikts in die falsche Richtung.

Dringend geboten sei vielmehr ein tolerantes Verhältnis zwischen den Religionen. Die Religionen hätten immer wieder vor der anspruchsvollen Aufgabe versagt, Ablehnung, Akzeptanz und Zurückweisung als Komponenten der Toleranz miteinander zu verbinden, erklärte Huber in der Magdeburger Johanniskirche laut Redemanuskript.

Sein Vortrag hatte den Titel "Toleranz - wie viel Verschiedenheit halten wir aus?". Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland nahm Bezug auf das aktuelle Themenjahr "Reformation und Toleranz" der bundesweiten Lutherdekade.

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Die Antwort auf die Frage nach Frieden und Toleranz zwischen den Religionen kündige sich erst dann an, wenn die Religionen ihre Differenzen im Glaubensverständnis in einer Weise austragen können, die den Frieden nicht gefährdet, sondern stärkt, betonte Huber. Ebenso notwendig sei es, dass alle Formen einer religiösen Legitimation von Gewaltanwendung, von Herabsetzung Andersglaubenden und anderen Formen von Diskriminierung überwunden werden. Darin lägen wichtige Folgerungen aus den Religionskonflikten der Gegenwart.
Martin Luther habe trotz seiner bisweilen menschenfeindlichen Ausbrüche die Glaubensgrundlagen gelebter Toleranz in einer Weise aufgedeckt, für die es in seiner Umwelt kein Vorbild gegeben habe, betonte Huber. Die Toleranz zwischen den Religionen könne auch heute nur eine gute Zukunft haben, wenn die Religionen aus eigenen Gründen einen positiven Zugang zur Toleranz finden.

Die Reformation hatte Magdeburg am 26. Juni 1524, sieben Jahre nach dem Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) in Wittenberg, erreicht. An dem Tag predigte Luther in der Johanniskirche vor Tausenden Magdeburgern in deutscher Sprache. Danach wurden auf Druck der protestantisch gesinnten Bürger die meisten Kirchen mit evangelischen Pfarrern besetzt.