Die Menschen freuten sich aber auf den Besuch von Papst Franziskus in Rio de Janeiro, betonte Scherer stellvertretend für die brasilianische Bischofskonferenz am Montag im Deutschlandradio Kultur. Er erwarte, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche zu einem Wandel beitragen könne: "Der Papst selbst wird den Leuten zustimmen. Ich bin davon überzeugt, dass er dem Land in dieselbe Richtung etwas sagen wird."
###mehr-artikel###Der deutschstämmige Kardinal begrüßte die Protestwelle in dem südamerikanischen Land. Die Demonstrationen brächten "Gutes und Hoffnung, ganz besonders, weil es viele junge Leute sind, die auf die Straße gehen und protestieren", sagte Scherer, dessen Diözese mit 5,2 Millionen Katholiken die drittgrößte der Welt ist. "Ich nehme an, von jetzt an wird die Politik ganz anders werden." Er sprach von einer "neuen politische Kraft und einem neuen politischen Gefühl" in der Bevölkerung. Präsidentin Dilma Rousseff habe eine Chance, das Land zu befrieden, wenn sie den Menschen auf der Straße zuhöre und auf sie zugehe.
Den Demonstranten gehe es um den Aufbau einer gerechten und brüderlichen Gesellschaft und um noch viel mehr, sagte Scherer, der für das Amt des Papstes gehandelt worden war. Brasilien habe zwar die fünftstärkste Wirtschaft der Welt, die Armut sei aber nach wie vor groß. 15 Millionen Familien überlebten nur mit staatlicher Unterstützung.
Vielzahl von Problemen
Auslöser der Protestwelle im größten Land Lateinamerikas war die Erhöhung von Fahrpreisen für Busse. Mittlerweile richten sich die teils gewaltsamen Demonstrationen gegen eine Vielzahl von Missständen, von der Verschwendung von Steuergeldern bis zu Polizeigewalt. Kritisiert werden auch die milliardenschweren Ausgaben für die Fußball-WM im kommenden Jahr und die Olympischen Spiele 2016.