Die Orientierungshilfe der evangelischen Kirche führe im Ergebnis zu einer sehr starken Relativierung der lebenslang geübten Treue in Ehe und Familie, sagte der katholische "Familienbischof" Franz-Peter Tebartz-van Elst am Donnerstag dem Kölner Domradio. Der Limburger Bischof fügt hinzu: "Es macht uns Sorge, dass Ehe hier gerade in ihrer unverwechselbaren Bedeutung geschmälert wird."
###mehr-artikel###In dem am Mittwoch vorgelegten Familienpapier ruft die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) dazu auf, alle Familienformen anzuerkennen und zu stärken. Der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider sagte, alle Familienformen verdienten Respekt, auch die eingetragene Lebenspartnerschaft. Aus der Bibel lasse sich zudem nicht die traditionelle Rollenverteilung zwischen Mann und Frau herleiten, die Jahrhunderte lang die Ehe und das Familienbild geprägt habe. Entscheidend seien vielmehr Verbindlichkeit, Dauer, Vertrauen, Gleichberechtigung und die Sorge füreinander.
Als Antwort auf schwindende gesellschaftliche Akzeptanz für das katholische Familienbild empfahl Bischof Tebartz-van Elst, das Unverwechselbare von christlich gelebter Ehe und Familie herauszustellen. Die Offenheit für Nachkommenschaft sei etwas Wesenhaftes für Ehe und Familie: "Darin erleben Ehen und Familien einen Zugewinn, sie erfahren Verbundenheit, Verlässlichkeit und vorbehaltlose Solidarität."
"Verwechslung mit dem Sakrament der Ehe"
Treue und wechselseitige Verantwortung in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft stellten einen hohen Wert dar. Aber dies dürfe nicht zu einer Verwechslung mit dem Sakrament der Ehe führen, unterstrich der katholische Theologe.
Tebartz-van Elst äußerte sich besorgt, dass die evangelische und die katholische Kirche seit längerem etwa in bioethischen Fragen nicht mehr zu gemeinsamen Standpunkten gelangten. "Wir kommen offenbar bei essenziellen Fragen, zu denen das Zeugnis von Christen in unserer Gesellschaft gefragt ist, immer weniger zusammen", sagte der Bischof.
Bereits bei der Bewertung des Karlsruher Urteils zur Gleichstellung der Homo-Ehe beim Ehegattensplitting hatten sich Unterschiede zwischen den Kirchen gezeigt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch, argumentierte damals, die Ehe sei etwas grundlegend anderes als die eingetragene Lebenspartnerschaft, deshalb sei eine unterschiedliche Behandlung im Steuerrecht angebracht. Hingegen begrüßte die EKD den Richterspruch.