TV-Tipp des Tages: "Jasmin" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Jasmin" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Jasmin", 20. Juni, 23.15 Uhr im Ersten
Die junge Titelfigur hat ihre kleine Tochter umgebracht; eine Psychiaterin soll ein Gutachten erstellen und rekonstruiert mit Jasmins Hilfe zunächst Kindheit und Jugend und dann die Zeit vor dem Kindsmord, der sich als Teil eines letztlich gescheiterten erweiterten Suizids entpuppt.

Dieser Film ist eine Zumutung. Jan Fehse, Bildgestalter erfolgreicher Kino- und Fernsehfilme wie "Tattoo", "Sams in Gefahr" oder zuletzt "Am Ende der Lüge", zeigt in den neunzig Minuten dieses Psychodrams nichts anderes als zwei Frauen, die an einem Tisch sitzen und miteinander reden.

Fesselndes Werk der Montagekunst

Die Handlung umfasst vier Tage, und so lange dauerten auch die Dreharbeiten: Fehse hat das Gespräch mit sieben Kameras gleichzeitig gefilmt. Jeder Tag steht für ein Kapitel, zwischen den Kapiteln gibt es kurze Intermezzi, doch ansonsten ist "Jasmin" Kammerspiel pur: Die junge Titelfigur (Anne Schäfer) hat ihre kleine Tochter umgebracht; eine Psychiaterin (Wiebke Puls) soll ein Gutachten erstellen und rekonstruiert mit Jasmins Hilfe zunächst Kindheit und Jugend und dann die Zeit vor dem Kindsmord, der sich als Teil eines letztlich gescheiterten erweiterten Suizids entpuppt.

Dank seiner beiden zwar kaum bekannten, hier aber herausragenden Schauspielerinnen ist Fehse, der selbstredend auch für die Bildgestaltung verantwortlich war, ein fesselnde Werk der Montagekunst gelungen. Die Enge der Spielsituation ist zunächst ebenso gewöhnungsbedürftig wie die Dialogfülle, aber dennoch ist der Film fesselnd wie ein Krimi, weil sich im Verlauf der Gespräche nach und nach wie bei einem Puzzle die bedrückende Geschichte eines unglücklichen Lebens ergibt. Je mehr sich Jasmins Schilderungen dem neuralgischen Punkt nähern, um so größer wird die Spannung; nicht nur wegen der Rekonstruktion der Ereignisse, die zu der zunächst unfassbar erscheinenden Tat führten, sondern auch dank des famosen Spiels von Anne Schäfer.

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Während sich Wiebke Puls unnahbar geben muss und daher kaum eine Miene verzieht, darf die überwiegend fürs Theater arbeitende jüngere Schauspielerin von Wut bis Trauer und Verzweiflung ein breites emotionales Spektrum durchleben, ohne dabei je übertrieben zu agieren. Dass gerade ihre Figur so lebensecht wirkt, liegt natürlich nicht zuletzt an den Dialogen von Christian Lyra, der auch das Drehbuch zu Fehses Regiedebüt "In jeder Sekunde" geschrieben hat und kürzlich für die Serie "Add a friend" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet worden ist. Er hat den Film auch produziert. Die ARD zeigt das Drama im Rahmen der Reihe "Debüt im Ersten".