Schorlemmer: 17. Juni 1953 war ein "politisches Schockerlebnis"

Schorlemmer: 17. Juni 1953 war ein "politisches Schockerlebnis"
Für den evangelischen Theologen Friedrich Schorlemmer war der 17. Juni 1953 ein "politisches Schockerlebnis". Der 17. Juni sei nicht nur ein Aufstand gewesen, der an der Stalinallee in Berlin, sondern in ganz vielen Orten in der DDR stattgefunden habe, sagte Schorlemmer.

Es sei ein Kampf für ein besseres Leben, aber auch für freie Wahlen und die deutsche Einheit gewesen. Der Aufstand habe aber aufgrund der politischen Rahmenbedingungen scheitern müssen. Dass die Deutschen Freiheitskampf "können", hätten sie dann im Herbst 1989 gezeigt.

Schorlemmer berichtete am Montag im Deutschlandradio Kultur, er habe als 9-Jähriger in der DDR erlebt, wie aus einem Lager geflohene Zuchthäusler, die in den Westen wollten, von russischen Soldaten mit Kalaschnikows verfolgt worden seien. "Das ist mir sehr nahe gegangen, was da passiert ist", berichtete der Wittenberger Theologe. Die osteuropäischen Nachbarn seien damals nicht bereit gewesen, ein vereinigtes Deutschland zu akzeptieren, die Amerikaner wiederum hätten keinen Krieg riskieren wollen.

Der 60. Jahrestag des DDR-Volksaufstandes sollte am Montag bundesweit mit zahlreichen Veranstaltungen gewürdigt werden. Für den Vormittag war eine zentrale Gedenkfeier in Berlin mit Bundespräsident Joachim Gauck und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Mahnmal des Volksaufstandes auf dem Friedhof Seestraße im Stadtteil Wedding geplant.

Am 17. Juni 1953 protestierten in der ganzen DDR mehr als eine Million Menschen gegen das herrschende SED-Regime. Der Aufstand wurde von sowjetischen Panzern blutig niedergeschlagen.