Bei dem Fachkongress stand die Frage nach Möglichkeiten und Grenzen der Transparenz im Journalismus im Mittelpunkt. Der Journalistik-Professor Klaus Meier sagte, für Redaktionen gebe es viele Möglichkeiten, die Arbeit transparenter zu gestalten. Autoren könnten beispielsweise schon vor Veröffentlichung der eigentlichen Geschichte von ihrer Recherchereise berichten. In Blogs könne man Hintergründe verwenden, die es nicht in den Artikel geschafft hätten, oder nach der Veröffentlichung auf Reaktionen eingehen. Die Transparenz dürfe jedoch nicht allein Marketingzwecke erfüllen.
###mehr-artikel###Ein Instrument für mehr Offenheit sei der ehrliche Umgang mit Fehlern. "Beitragsberichtigung stärkt die journalistische Qualität", sagte Meier, der an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt lehrt. In Studien habe er untersucht, welche Wirkung mehr Transparenz auf den Leser habe. Dabei habe er Indizien gefunden, dass ein Medium mit mehr Offenheit seine Glaubwürdigkeit steigern könne.
Auch der Medienjournalist und Blogger Stefan Niggemeier forderte einen offeneren Umgang mit Fehlern. "Man muss auch Dinge berichtigen, die wehtun", sagte er. In der heutigen Zeit müssten sich Medien angreifbar machen. Souveränität bedeute nicht das Ignorieren von Kritik, sonder der offene Umgang damit. Journalisten müssten von ihrem Podest steigen und auf Augenhöhe mit den Rezipienten sein. Wenn Medien nicht offen mit Kritik umgingen, drohe ihnen großer Schaden. Die Kritik sei in Blogs oder sogenannten Shitstorms öffentlicher als früher.
Der Frankfurter Tag des Online-Journalismus fand am Dienstag zum neunten Mal statt. Veranstalter des Kongresses sind der HR und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD).