Der Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche Sachsens, Jochen Bohl, betete für die Betroffenen: "Möge Gott verhüten, dass Menschen Schaden an Leib und Seele nehmen und schenke er, dass die Betroffenen auf Hilfsbereitschaft und Solidarität zählen können", schrieb er in einem Brief an die Gemeinden in den betroffenen Gebieten. Die Menschen seien "einer seelischen Belastung ausgesetzt, die wohl nur diejenigen ermessen können, die eine solche Notlage selbst erlitten haben."
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Der Sprecher der sächsischen Landeskirche, Matthias Oelke, sagte: "Es zeichnet sich eine ähnlich dramatische Lage wie bei dem Jahrhunderthochwasser 2002 ab."
Am Dienstag will Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in die von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Gebiete in Bayern, Sachsen und Thüringen reisen. Die Kanzlerin wolle sich vor Ort einen Eindruck von der Lage verschaffen, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert am Montag in Berlin. Die genauen Stationen standen aber zunächst noch nicht fest.
Merkel und Bischof Bohl würdigten am Montag das Engagement der vielen freiwilligen Helfer. Die Kanzlerin sagte zudem den betroffenen Bundesländern schnelle finanzielle Hilfen zu und ließ einen Krisenstab einrichten.
Bis an die Belastungsgrenze
In Teilen Bayerns nahm das Hochwasser am Montag historische Dimensionen an. Einige Regionen lösten den Katastrophenalarm aus. In der niederbayerischen Dreiflüssestadt Passau überschritt die Donau den Höchststand von 12,20 Metern von 1954. Dort traf der Fluss in der Fußgängerzone mit dem Inn zusammen. Auch in Teilen Oberbayerns und der Oberpfalz war die Lage weiter kritisch.
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In Passau arbeiteten die Einsatzkräfte bis zur Belastungsgrenze. "Wir haben Glück gehabt, dass einige alte Dämme gehalten haben", erklärte der bayerische Umweltminister Marcel Huber (CSU). Die Situation sei aber noch nicht ausgestanden. Mittlerweile stünden Notfallseelsorger bereit, sagte Alexander Schlierf, Notfallbeauftragter im Dekanat Passau, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Erste Evakuierungen hätten begonnen, die Kirchen bereiteten daher Notfallunterkünfte vor. Die Kirchen rechnen auch mit beträchtlichen Gebäudeschäden.
Besonders dramatisch war die Situation nach wie vor in Ostthüringen und in Sachsen. Auch Sachsen-Anhalt bereitet sich auf weiterhin steigende Flusspegel vor. Seit Samstag sind rund 4.000 Helfer des Bundes in allen betroffenen Gebieten im Einsatz, teilte das Bundesinnenministerium mit:1.400 Soldaten, rund 2.000 Kräfte des Technischen Hilfswerks (THW) und rund 600 Bundespolizisten.
Auch Unesco-Welterbestätten sind bedroht
Die größten Sorgen bereite derzeit die Elbe, sagte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) in Dresden. Bis Donnerstag wird mit einem Anstieg des Pegels auf etwa neun Meter gerechnet. Derzeit sind im Freistaat rund 3.200 Hilfskräfte im Einsatz. Nach Angaben des Umweltministeriums erstreckte sich das Hochwasser erstmals flächendeckend über ganz Sachsen.
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Nach tagelangem Dauerregen sind vor allem die Pegel an der Zwickauer und Freiberger Mulde, an der Weißen Elster und an der Elbe rasant angestiegen. In mehreren Landkreisen, darunter Leipzig, Nordsachsen und Mittelsachsen wurde Katastrophenalarm ausgelöst. In Thüringen ist die Lage vor allem im Osten des Landes weiter sehr angespannt. Für Betroffene des Hochwassers an der Weißen Elster in Gera stehen Notunterkünfte bereit.
In Sachsen-Anhalt bedroht das Hochwasser auch Unesco-Welterbestätten. Der Park und das Schloss Luisium im Dessau-Wörlitzer Gartenreich sei wegen der Flutsituation bis auf weiteres für den Besucherverkehr gesperrt worden, teilte die Kulturstiftung DessauWörlitz mit. Für den Wörlitzer Park bahne sich ebenfalls eine gefährliche Lage an. Nicht betroffen sind nach derzeitiger Einschätzung die ebenfalls zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden Gebäude der Reformationsgeschichte in Wittenberg.
"Wir rufen zu Fürbitten und Spenden auf"
Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) machte angesichts der dramatischen Lage in Teilen Deutschlands auf Versäumnisse beim Hochwasserschutz aufmerksam. Die Länder hätten in den vergangenen Jahren in erster Linie in technische Maßnahmen wie den Bau von Mauern und höhere Deiche investiert. Es fehle aber an Überflutungsflächen.
Zur Hilfe für die Betroffenen richteten die sächsische Landeskirche und die Diakonie Katastrohpenhilfe Spendenkonten ein. "Viele Familien in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt, die schon bei der Flutkatastrophe vor elf Jahren betroffen waren, müssen erneut ihre Häuser verlassen und sehen ihre Existenz bedroht. In dieser schwierigen Situation wollen wir den Menschen beistehen. Wir rufen zu Fürbitten und zu Spenden auf", erklärte Pfarrerin Cornelia Füllkrug-Weitzel, Präsidentin der Diakonie Katastrophenhilfe. Die diakonischen Werke in Bayern, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen seien auf weitere Überflutungen vorbereitet.
Auch die sächsische Landeskirche hat angesichts des steigenden Hochwassers ein Spendenkonto eingerichtet.