CSD 2013: Gottesdienste unterm Regenbogen

Kirche auf dem CSD
Foto: Thomas/EyeDesign/iStockphoto
Zusammen mit Jesus unterwegs auf der CSD-Parade: Lesben und Schwule feiern ihren Glauben auf dem Chistopher-Street-Day.
CSD 2013: Gottesdienste unterm Regenbogen
Homosexuelle Menschen sind Teil der evangelischen Kirche. Da ist es nur gut, dass Kirche auch dort ist, wo Lesben und Schwule jährlich miteinander diskutieren und feiern. evangelisch.de gibt einen Überblick über zahlreiche CSD-Gottesdienste 2013.
07.06.2013
evangelisch.de

Mit dem Christopher-Street-Day (CSD) ist es für die Teilnehmer wieder Zeit, ihre Regenbogenflaggen zu hissen. Hannover hat seinen Gay Pride schon an Pfingsten begangen. Viele andere Städte haben das Fest des CSD, aber auch den Protest noch vor sich. Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle treffen sich in den kommenden Wochen, um miteinander zu feiern. Und Kirche ist mittlerweile selbstverständlich mit dabei.

Die ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) setzt sich seit über 36 Jahren bundesweit dafür ein, dass Homosexuelle und Kirche zueinanderfinden. Hans-Jürgen Meyer, Pastor im Ruhestand und Sprecher der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (HuK) Hannover, ist einer der Vorkämpfer für die Rechte Homosexueller in der evangelischen Kirche. Wegen seiner offen gelebten homosexuellen Partnerschaft wurde er 1984 vom Dienst suspendiert. Der Pfarrer beugte sich nicht, sondern kämpfte um seine Rehabilitierung. 

"Sich einbringen und sichtbar machen"

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In Hannover feierten Lesben, Schwule und Freunde zusammen mit Hans-Jürgen Meyer im Vorfeld des Gay Pride einen Gottesdienst in der Kreuzkirche zum Thema "Grenzen: annehmen, bewahren, überwinden". Das übergreifende Motto des Gay Pride der niedersächsischen Landeshauptstadt lautete: "Endlosschleife Coming Out? Wir bleiben dran!". "Wichtig ist, dass wir wahrgenommen werden, dass wir uns einbringen und sichtbar machen und die Bevölkerung damit konfrontieren, dass schwullesbisches Leben schön sein kann", sagt Meyer.

In der evangelischen Kirche hat sich in den vergangenen Jahren von der Ablehnung bis zur Akzeptanz Homosexueller viel bewegt. Im Pfarrhaus leben mittlerweile auch homosexuelle Pfarrerinnen und Pfarrer mit ihren Partnern, vorausgesetzt, der Kirchenvorstand stimmt dem zu. Während Homosexuelle in der Vergangenheit oftmals der Kirche den Rücken kehrten, finden sie mittlerweile in vielen Gemeinden festen Halt.

Die HuK ist auf dem jährlichen CSD in vielen Städten mit Informationsständen sichtbar. Sie beteiligt sich bei der Parade und auch fast immer an einem der Gottesdienste. "Uns geht es um Akzeptanz, um die Frage der Gleichberechtigung und freie Lebensgestaltung", sagt Meyer und ist stolz dazu beizutragen, dass sich "nicht nur in der Kirche, sonder gesamtgesellschaftlich" die Situation von Lesben und Schwulen verändert. Homosexualität und Christsein passen für ihn schon immer zusammen.

Meyer: "Man sieht uns als Mensch"

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"Wir sind eine lebendige Gemeinde, fröhlich und nicht verbissen und verbittert", sagt Meyer und ergänzt: "Vorurteile verlieren immer dann ihre Wirkung, wenn man Menschen wahrnehmen kann". Das Selbstverständliche sei mittlerweile selbstverständlich geworden. "Wenn wir aber über den Tellerrand blicken, sehen wir, dass es in Deutschland noch immer Landeskirchen gibt, die lange noch nicht so weit sind wir wir." Einen Protest konservativer Gruppen gegen Homosexuelle, wie etwa in Frankreich, befürchtet er hingegen nicht: "Das kann bei uns nicht passieren. Wir sind da viel weiter, haben auch die Bevölkerung in den vergangenen Jahren besser mitgenommen. Man sieht uns in Deutschland als Mensch und nicht als homo- oder bisexuell."

Viel ist erreicht, aber noch nicht alles. Das Bundesverfassungsgericht entschied am 6. Juni 2013, dass eingetragene Lebenspartnerschaften ein Recht auf das Ehegatensplitting haben. Um gleichberechtigt zu sein, steht aber noch das vollständige Adoptionsrecht für homosexuelle Paare aus. "Ich glaube, wir sind in dieser Beziehung in einer guten Zeit", sagt Meyer und fügt hinzu: "Deswegen ist es auch wichtig, miteinander auf dem CSD öffentlich feiern zu können, um zu zeigen, dass Lesben und Schwule sich nicht mehr verstecken müssen. Wir achten darauf, dass das so bleibt." Woche für Woche ziehen sich im Sommer die CSD-Feierlichkeiten wie ein Regenbogen quer durchs ganze Land.

Kirchliche Termine auf dem CSD 2013 im Überblick

8. und 9. Juni, Karlsruhe: Unter dem Motto: "Schau nicht weg!" feiert Karlsruhe. Am Samstag soll es beim Hoffest einen Stand christlicher Gruppen geben. Am Sonntag gibt es um 18 Uhr einen Queergottesdienst in der Auferstehungskirche am Ökumenenplatz. Eine Beteiligung bei der Parade am Samstag, 8. Juni, ist geplant. - Ein Tipp für den 14. Juli: Ganztägige Queer-Gottesdienst-Wanderung ins Albtal rund um Bad Herrenalb und Frauenalb.

8. bis 15. Juni, Münster: Pride Week. Queergottesdienst am Sonntag, 9. Juni, um 19 Uhr in der Krypta der St. Anonius-Kirche, Antonius-Kirchplatz 11 in Münster. Dieser wird das Motto des diesjährigen CSD "Liebe ist Liebe" in seiner spirituellen Dimension in den Vordergrund stellen. Die Parade ist am 15. Juni.

14. und 16. Juni, Berlin: Anlässlich der Eröffnung des lesbisch-schwulen Stadtfestes findet am Freitag, 14. Juni, um 19.30 Uhr in der "Zwölf-Apostel-Kirchengemeinde", An der Apostelkirche 1 in 10783 Berlin ein ökumenischer Gottesdienst statt. Die Predigt hält Andrea Richter, Beauftragte für Spiritualität der EKBO. Es spielt der Friedenauer Posaunenchor.  Die HuK Berlin plant am 15. und 16. Juni einen Stand auf dem lesbisch-schwulen Straßenfest rund um den Nollendorfplatz in Berlin. Auch wird es einen Stand der drei Kirchenkreise Schöneberg, Wilmersdorf und Charlottenburg zum Motzstraßenfest geben. Unter dem Motto "Willkommen in unseren Gemeinden" laden sie am 15. und 16. Juni zur Begegnung ein an den den Pavillons 126/127 in der Fuggerstraße. Dabei sind auch Mitglieder des Konvent queerer Theologiestudierender.

15. Juni,  Oldenburg: Um 10 Uhr findet der Gottesdienst zum CSD-Nordwest in der Lambertikirche statt.

21. und 22. Juni, Berlin: Am Freitag lädt der der Evangelische Kirchenkreis Berlin Stadtmitte in Kooperation mit dem Abraham-Geiger-Kolleg und dem Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg (LSVD) um 18 Uhr zu einem jüdisch-christlichen Gottesdienst in die St. Marienkirche am Alexanderplatz ein. Unterstützt wird der Gottesdienst von der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und den Schwestern der Perpetuellen Indulgenz. Den Gottesdienst gestalten Generalsuperintendantin Ulrike Trautwein, Superintendent Dr. Bertold Höcker und Rabbiner Prof. Dr. Walter Homolka unter anderem mit Unterstützung von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit, Senator Mario Czaja, Christa Arnet und Jörg Steinert vom Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg sowie Sara Nachama von der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Die musikalische Begleitung übernehmen The Embassy Singers. Um 20 Uhr findet ein ökumenischer Gottesdienst zum CSD unter dem Motto "sonntags reden: jeden Tag lieben" in der Trinitatiskirche, Karl-August-Platz in Berlin-Charlottenburg statt. Die Predigt hält Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein. Die HuK Berlin plant am Samstag ab 12.30 Uhr eine Fußgruppe bei der Parade. Start ist am Kurfürstendamm (Ecke Joachimstaler Str.), Ziel ist das Brandenbuger Tor.

5. bis 7. Juli, Köln: Am Samstag, 6. Juli, findet um 11 Uhr ein Gottesdienst unter dem Motto: "Menschen begegnen, Christus erleben, Community gestalten: Ein Gottesdienst für alle Menschen und alle unsere Anteile" mit Gebärdenübersetzung auf der Politur-Bühne auf dem Alter Markt in der Kölner Innenstadt statt, veranstaltet vom MCC Köln. Zwischenraum plant beim Strassenfest einen Informationsstand. Der Cologne-Pride hat das Motto: "Wir sind. So oder so".

7. Juli, Weimar: Der CSD-Gottesdienst findet um 10 Uhr in der Jakobskirche am Rollplatz 4 statt. Der CSD wird am 13. Juni in Weimar unter dem Motto "Grenzenlos Mensch sein" gefeiert.

13. bis 14. Juli, München: Um 10 Uhr findet ein ökumenischer Gottesdienst zum CSD mit Abendmahl in St. Lukas am Mariannenplatz in München unter dem Motto: "Vielfalt: Gottes erste Wahl" statt. Es predigt Stadtdekanin Barbara Kittelberger. Der Regenbogenchor singt unter der Leitung von Mary Ellen Kitchens. Homepage: CSD München, CSD-Motto: "Wir wählen: gleiche Rechte und Akzeptanz".

13. Juli, Konstanz: CSD am See. Der ökumenische CSD-Gottesdienst findet voraussichtlich um 17 Uhr in der Lutherkirche am Lutherplatz statt.

Das Regenbogentuch der Frankfurter Kirchengemeinde Frieden und Versöhnung flattert auf der CSD-Parade 2012.

19. bis 21. Juli, Frankfurt: Das Motto des CSD lautet: "Habemus Homo". Am Freitag, 19. Juli, findet um 20 Uhr der ökumenische Gottesdienst zum CSD in der Lutherkirche statt. Am Samstag, 20. Juli, wird um 18 Uhr ein Gottesdienst der Projektgemeinde zum CSD in der Gethsemane-Kirche gefeiert. Am Sonntag, 21. Juli, findet um 15 Uhr der AIDS Gedenkgottesdienst im Dom statt. An allen drei Tagen ist ein gemeinsamer Informationsstand kirchlicher und christlicher Gruppen auf dem CSD geplant.

19. und 20. Juli, Bielefeld: Gottesdienst zum CSD am Freitag um 19 Uhr in der Neustädter Marienkirche in Bielefeld-Mitte unter Mitwirkung von Superintendentin Regine Burg und Schauspielerin Simon Niemann, Thema: "Familie - was zählt!?" Damit wird das Motto des diesjährigen Bielefelder CSD "Familie zählt! Lesbisch, schwul, hetero, bi, trans* - Hauptsache glücklich!" aufgegriffen. Am Samstag wird die HuK Bielefeld auf dem CSD-Straßenfest auf dem Siegfriedplatz von 15 Uhr bis 20 Uhr präsent sein, als Ansprechpartner zur Verfügung stehen und Informationsmaterial anbieten.

18. Juli, Braunschweig: Am Donnerstag, 18. Juli, findet um 19 Uhr ein Gottesdienst zum Sommerlochfestival in der St. Bartholomäus-Kirche statt. Das Sommerlochfestival läuft vom 13. bis zum 27. Juli.

26. bis 28. Juli, Stuttgart: Der Stuttgarter CSD hat das Motto "tiefenToleranz". Der CSD-Gottesdienst ist am Freitagabend um 20 Uhr in der Leonhardskirche in Stuttgart, vorbereitet und durchgeführt von ökumenischem Vorbereitungskreis, verantwortlich Eckhard Ulrich.

3. und 4. August, Nürnberg: Das CSD-Straßenfest ist am Samstag. Am Sonntag finder der CSD-Gottesdienst um 11.30 Uhr mit Abendmahl in der Kirche St. Jakob, Jakobsplatz 1, statt, vorbereitet durch das Team des Nürnberger Queergottesdienst.

2. bis 4. August, Hamburg: Am Sonntag, 28. Juli ist um 18 Uhr ein Gottesdienst in der St. Georgskirche unter dem CSD-Motto: "Mehrheit für Vielfalt: Du hast die Wahl". Dieser Gottesdienst wird in Kooperation mit der mcc-Basisgemeinde Hamburg geplant, vorbereitet und durchgeführt. Beteiligt sind Pastor Thomas Friedhoff (mcc-Kirche), Pastor Gunter Marwege (KG St. Georg-Borgfelde) Pastor Detlev Gause (AIDS-Seelsorge) und Pastorin Ragni Mahajan (Predigt). Musikalisch wird der Gottesdienst von den "martinis" bereichert, dem Chor des mhc; Leitung und Orgel: Martin Schneekloth. Während des gesamten CSD-Wochenendes wird die AIDS-Seelsorge einen Informationsstand auf dem Jungfernstieg anbieten (Freitag ab 16.00 Uhr; Samstag und Sonntag von 11 Uhr bis 21 Uhr).

9. August, Siegen: Die ökumenische Projektgruppe CSD-Gottesdienst lädt am Freitag um 19:30 Uhr in die ev. Martini-Kirche ein. Eingeladen sind alle, die für Toleranz sind: Lesben, Schwule, Angehörige aller Konfessionen, Kirchgänger und Gottesdienstferne. Das Thema ist "Familie". Die Predigt hält Dietrich Hoof-Greve, Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) an der Uni Siegen. Der CSD wird am 10. August unter dem Motto "Vorurteile abreißen" gefeiert.

16. August, Lübeck: Am Freitag findet um 19 Uhr in der Ev.-Luth. Auferstehungskirche, Marliring 1 in Lübeck der Eröffnungsgottesdienst zum CSD statt. Motto: "Gottes Welt ist kunterbunt!"

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