TV-Tipp des Tages: "Tatort: Spiel auf Zeit" (ARD)

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TV-Tipp des Tages: "Tatort: Spiel auf Zeit" (ARD)
TV-Tipp des Tages: "Tatort: Spiel auf Zeit", 26. Mai, 20.15 Uhr, im Ersten
Der Waffenhändler Victor de Man, auf den Thorsten Lannert einst als verdeckter Ermittler angesetzt war, schlägt einen Deal vor: Er trägt zur Verhaftung eines Gangsters bei; im Gegenzug wird ihm seine restliche Strafe erlassen.

Nach der großartigen Auftakttrilogie 2008/09 ist der "Tatort" aus Stuttgart irgendwann im Sonntagsalltag angekommen. Die Filme waren nicht zuletzt dank Richy Müller weiterhin durchweg sehenswert, aber bleibenden Eindruck hinterließen nur wenige. Mit "Spiel auf Zeit" rückt Holger Karsten Schmidt, der die Figuren erschaffen und die ersten drei Drehbücher geschrieben hat, die Maßstäbe wieder zurecht; selbst unter den zum Teil herausragenden Sonntagskrimis der letzten Wochen nimmt der Film einen Spitzenplatz ein. Das hat Gründe, die sich konkret benennen lassen: Schmidt erzählt eine fesselnde Krimihandlung mit Thriller-Aspekten, die zudem untrennbar mit den beiden Kommissaren verbunden ist; und Roland Suso Richter, ohnehin ein Regisseur für besondere Werke ("Dresden", "Mogadischu"), hat das Drehbuch perfekt umgesetzt. Außerdem führt Schmidt ("Mörder auf Amrum"), dessen Geschichten eigentlich immer mindestens doppelbödig sind, das Ermittler-Duo und damit auch die Zuschauer auf verblüffende Weise an der Nase rum.

Der Deal

Mit seinem Drehbuch knüpft Schmidt an seine eigene Trilogie an: indem er Victor de Man aus dem Gefängnis holt. Der Waffenhändler, auf den Thorsten Lannert (Müller) einst als verdeckter Ermittler angesetzt war, schlägt einen Deal vor: Er trägt zur Verhaftung eines Gangsters und zur Verhinderung eines geplanten Überfalls bei; im Gegenzug wird ihm seine restliche Strafe erlassen. Wie damals, so hat auch diesmal das Zusammenspiel von Müller und Filip Peeters großen Unterhaltungswert, zumal der Belgier schlagartig von jovialer Leutseligkeit zu eisiger Kälte wechseln darf. Außerdem inszeniert Richter, der mit "14 Tage lebenslänglich" (gleichfalls nach einem Drehbuch von Schmidt) einen der wichtigsten Filme der späten Neunziger gedreht hat, den Krimi als Kino fürs Fernsehen. Schon die Eingangsszene, als der Verbrecher aus einem Gefangenentransport befreit wird, ist spektakulär; ganz zu schweigen vom Hochspannungsfinale, bei dem ein Güterzug und ein Hubschrauber entscheidende Rollen spielen (Bildgestaltung: Jürgen Carle).

Reizvoll ist auch die private Ebene. Zunächst wirken die Spannungen zwischen Sebastian Bootz (Felix Klare) und seiner Frau (Maja Schöne) wie ein Vorwand, aber natürlich bleibt der zunehmende Zorn des Kommissars nicht ohne Folgen für seine Arbeit. Lannert wiederum muss sich fragen, ob er nicht den größten Fehler seiner Karriere gemacht hat, als er de Man aus dem Knast holte.

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Für einen Sonntagskrimi ist die Geschichte ohnehin ausgesprochen vielschichtig; und das nicht nur, weil der Plan der Gangster richtig gut ausbaldowert ist. Neben dem Haken, den die Geschichte schließlich zum ganz großen Coup schlägt, gibt es immer wieder kleine Überraschungen, etwa bei der Begegnung zwischen Bootz und dem neuen Liebhaber seiner Frau. Eher ein Insider-Gag ist dagegen die Verbeugung Schmidts vor seinen Kollegen: Die Nebenfiguren tragen allesamt die Namen wichtiger Drehbuchautoren.