"Wofür sind wir bereit, Menschenleben in Gefahr zu bringen oder gar zu opfern? Wofür soll gegebenenfalls getötet und gestorben werden?", sagte Dutzmann am Mittwoch in vor evangelischen Unternehmern und Führungskräften in Frankfurt am Main. Diese Diskussion sei man auch den Soldaten der Bundeswehr schuldig. Dass sie bis heute nicht geführt werde, halte er für fatal, unterstrich der Theologe.
So sei die Frage zu stellen, ob die Förderung des freien und ungehinderten Welthandels ein hinreichender Grund für den Einsatz militärischer Gewalt sei, sagte Dutzmann beim Jahresempfang des Arbeitskreises Evangelischer Unternehmer. Der Militärbischof verwies auf die Friedensdenkschrift der EKD von 2007. Die evangelische Kirche trete grundsätzlich für zivile und gewaltfreie Konfliktlösungen ein. Zur Durchsetzung des Rechts und zur Wahrung des Friedens sei die Androhung und Anwendung militärischer Gewalt nur als Ultima Ratio ethisch vertretbar. Ein militärischer Einsatz könne nur in Kooperation mit zivilen Friedensdiensten erfolgreich sein.
Käßmanns Satz
Zum Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan sagte der Militärbischof, eine eindeutige friedensethische Bewertung sei aus seiner Sicht nicht möglich. Der Satz der früheren EKD-Ratsvorsitzenden Margot Käßmann "Nichts ist gut in Afghanistan" stimme und stimme zugleich nicht. Zum einen gehe der Aufbau des Landes schleppender voran als erhofft, die allgemeine Bedrohungslage im Süden und Osten des Landes sei immer noch hoch, es gebe Woche für Woche Schusswechsel, Gefechte und Sprengstoffanschläge.
Es gebe aber auch Hoffnungszeichen wie einen starken Rückgang der Angriffe der bewaffneten Opposition im ersten Quartal 2012, sagte Dutzmann. Die Übergabe der Verantwortung von den internationalen Truppen an die afghanischen Sicherheitskräfte schreite voran, die Polizeiausbildung sei effektiver geworden und trage dazu bei, einen sicheren Raum für den Wiederaufbau zu schaffen.