Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" berichtet in seiner neuen Ausgabe von mindestens 50.000 Menschen, die zum Teil ohne ihr Wissen an Arzneimittelversuchen teilnahmen. Dabei sollen Menschen auch gestorben sein. Das Nachrichtenmagazin beruft sich auf bislang nicht bekannte Akten unter anderem der Stasi, des DDR-Gesundheitsministeriums und des Instituts für Arzneimittelwesen der DDR.
Bereits im Dezember 2012 war bekanntgeworden, dass westdeutsche Pharmafirmen in großem Stil neue Arzneimittel auch an DDR-Patienten erprobt haben sollen. Dabei war von mehreren Tausend Patienten die Rede gewesen. Der Ostbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Bergner (CDU), drohte damals mit zivil- oder sogar strafrechtliche Konsequenzen für die Beteiligten. Die DDR-Opfer-Hilfe fordert jetzt eine Untersuchungskommission und Entschädigungszahlungen der Unternehmen.
Die westlichen Pharmakonzerne ließen sich die Arzneimittelversuche in DDR-Kliniken bis zu 800.000 D-Mark pro Studie kosten, heißt es in dem "Spiegel"-Bericht weiter. Im Laufe von mehreren Jahrzehnten seien mehr als 600 Arzneimittelversuche an ostdeutsche Kliniken in Auftrag gegeben worden. Zu den Geschäftspartnern in der DDR gehörten demnach renommierte Universitätskliniken wie die Ost-Berliner Charité und mehr als 50 Krankenhäuser etwa in Dresden, Erfurt, Halle, Jena und Rostock. Unter den Pharmaunternehmen seien vor allem Konzerne aus der Bundesrepublik, der Schweiz und den Vereinigten Staaten gewesen.