Die Verleihung des Preises an den früheren Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) fand in der Wartburg in Eisenach statt. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und erinnert an den Schweizer Karl Barth, einen der bedeutendsten Theologen des 20. Jahrhunderts.
Huber habe die Perspektiven einer Kirche der Freiheit im Sinne der Barmer Theologischen Erklärung von 1934, mit denen evangelische Christen den Machtanspruch der NS-Diktatur zurückwiesen, immer wieder neu ausgeleuchtet, so die Jury. Er habe als Berliner Bischof und als EKD-Ratsvorsitzender die Kirche der Freiheit beherzt gelebt, überzeugend repräsentiert und theologisch reflektiert.
Der theologische Disput solle verhindern, dass der Mensch "sich selbst zum Sprachrohr oder zum Schwert Gottes" ernennt
In seiner Dankesrede betonte Huber die Rolle der theologischen Reflexion in religiösen und gesellschaftlichen Fragen. So solle der theologische Disput sich mit der Frage des religiös motivierten Terrors beschäftigen und verhindern, dass der Mensch "sich selbst zum Sprachrohr oder zum Schwert Gottes" ernennt, sagte Huber laut Redetext.
Gleichzeitig solle die Theologie in der Schuldenkrise den "lebensdienlichen Sinn der Unterscheidung zwischen Gott und Geld" demonstrieren. Eine weitere theologische Herausforderung sei es, in der Diskussion um die Hilfe zur Selbsttötung der "christlichen Vorstellung vom Leben als einer Gabe, über die der Mensch nicht verfügt" Plausibilität zu geben. Außerdem müsse an der Ökumene theologisch weiter gearbeitet werden.
"Die Auszeichnung Hubers vergegenwärtigt, wie wichtig die theologische Arbeit in der gegenwärtigen Situation der Kirche ist"
In ihren Laudationes lobten der Münsteraner Sozialethiker Hans-Richard Reuter und der badische Landesbischof Ulrich Fischer, der Präsidiumsvorsitzender der Union Evangelischer Kirchen ist, Hubers herausragende Rolle als Sozialethiker, seine Theologie und sein gesellschaftliches Wirken. Fischer hielt seine Laudatio an Stelle des erkrankten EKD-Ratsvorsitzenden Nikolaus Schneider.
Hubers Nachfolger im Amt als Berliner Bischof, Markus Dröge, gratulierte ihm in einem persönlichen Brief und würdigte seine kritisch-theologische Arbeit. Die Auszeichnung Hubers vergegenwärtige, wie wichtig die theologische Arbeit in der gegenwärtigen Situation der Kirche sei. Hubers kritische und konstruktive Reformbemühungen in der Landeskirche Berlin-Brandenburg trügen zudem bis heute Früchte.
Huber war von 1994 bis 2009 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische-Oberlausitz. Den EKD-Ratsvorsitz hatte er von 2003 bis 2009 inne. Der Karl-Barth-Preis wird alle zwei Jahre für ein herausragendes wissenschaftlich-theologisches Werk oder Lebenszeugnis in Kirche und Gesellschaft verliehen.
Unter den bisherigen Preisträgern waren der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau (1931-2006) und Kardinal Karl Lehmann, der ehemalige Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz. Die 2003 gegründete Union Evangelischer Kirchen (UEK) hat zwölf unierte, reformierte und lutherische Mitgliedskirchen.