Sie wirft so schnell nichts aus der Bahn. Während anderen Beteiligten und Organisatoren des Kirchentags in Hamburg die Anspannung längst ins Gesicht geschrieben steht, strahlt Geschäftsführerin Sirkka Jendis immer noch tiefe Gelassenheit aus. "Alles kann man sowieso nicht planen", sagt die 34-Jährige mit selbstsicherem Lächeln.
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Bei ihr klingt das nicht nach Ausflucht: Es scheint Teil des Plans zu sein. Denn dem Zufall überlässt die studierte Kommunikationswissenschaftlerin selten etwas: "Während des Kirchentags bewege ich mich streng nach Terminplan", sagt sie. Leitungsrunden, Pressetermine, repräsentative Aufgaben. Jede einzelne Stunde ist genau getaktet.
Als Geschäftsführerin des 34. Deutschen Evangelischen Kirchentags in Hamburg verantwortet Jendis die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Marketing und Controlling des Großereignisses. Im Februar 2012 wechselte sie vom Zeit-Verlag zum Kirchentag. Was damals noch einigermaßen ruhig begann, hat sich längst zum Hochleistungsmarathon entwickelt. "Das habe ich aber auch nicht anders erwartet", sagt die gebürtige Berlinerin. Seit dem 1. Dezember übernahm sie auch noch die Gesamtkommunikation des Kirchentages von Vorgänger Rüdiger Runge.
Viel arbeiten, aber auch delegieren
Nach dem plötzlichen Weggang eines Kollegen landete nun auch noch die Zuständigkeit für den Teilnehmerservice auf ihrem Tisch. "Das ist schon knackig", kommentiert Sirkka Jendis trocken. Gefragt nach dem Grund für ihre Gelassenheit muss sie nicht lange überlegen: "Ich bin gut organisiert, kann schnell überlegen und habe Vertrauen in meine Leute". Sie arbeite viel, könne aber auch delegieren. "Professionell" gehe es eben zu beim Kirchentag, fügt sie noch an.
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Doch auch vor ihrem Arbeitsleben legte die Wahl-Hamburgerin früh ein hohes Tempo vor: Ihr Klavierspiel führte sie zu "Jugend musiziert", das Synchronschwimmen zur norddeutschen Meisterschaft. Und selbst bei ihrem ersten Besuch eines Kirchentags, 1993 in München, schonte sich die damals 14-Jährige nicht. Während Gleichaltrige dort hauptsächlich Partys feierten, arbeitete sie nebenbei mit ihrem Vater noch ein eng gestecktes Programm ab: In zehn Stunden zu Konstantin Wecker, Eugen Drewermann und dem Dalai Lama.
"Wir sind alle auf der Suche"
Und heute? Da sei sie mitten in der "Rushhour" des Lebens, sagt sie mit einem Augenzwinkern: "Karriere, Haus kaufen, Kinder kriegen". Eine ganz andere Seite der blonden Frau mit dem finnischen Vornamen lernt man hingegen kennen, wenn sie anfängt, von ihrem zweijährigen Sohn zu erzählen. "Da ist eigentlich nichts planbar", sagt sie. Und im Gespräch über Kitaplätze, Geschlechterrollen und Erziehungsfragen hält sie plötzlich inne: "Manchmal möchte ich einfach mehr Zeit für mein Kind haben", sagt sie und spricht vom "Anker des Lebens", den jeder Mensch brauche.
Unnützes tun, Freizeit haben, Freunde einladen, auch das brauche sie in diesen hektischen Tagen. In der Kirche habe sie Menschen kennengelernt, die mit einer "anderen Speed" als sie unterwegs seien, die "in ihrem Glauben ruhen". Davon könne sie noch lernen, meint Sirkka Jendis: "Wir sind schließlich alle auf der Suche."