"Der Dialog zwischen Christen und Muslimen geht trotz der Gewalttaten weiter", sagte der Vorsitzende der katholischen Nigerianischen Bischofskonferenz, Ignatius Kaigama, dem Evangelischen Pressedienst (epd) bei einem Deutschland-Besuch. Die terroristische Sekte Boko Haram, die für Anschläge mit Hunderten von Toten verantwortlich gemacht wird, repräsentiere nicht den gesamten Islam.
"Selbst in der Stadt Sokoto, dem wichtigsten islamischen Zentrum Nigerias, wurden Polizisten und muslimische Geistliche erschossen", sagte Erzbischof Kaigama. In seiner Erzdiözese Jos in Zentralnigeria waren Anfang Juli allein an einem Wochenende etwa 100 Menschen bei Anschlägen auf christliche Gemeinden ums Leben gekommen. Die Christen in Nigeria seien sehr besorgt und trauten sich oft nicht mehr, in die Kirche zu gehen, sagte Kaigama. Etwa die Hälfte der 150 Millionen Nigerianer sind Christen, rund 40 Prozent bekennen sich zum Islam.
Nach Kaigamas Worten gibt es Polizeischutz an Kirchen, und bei den Gottesdiensten würden die Taschen kontrolliert. Viele Christen seien in den Süden geflohen. "Wir sind wachsamer. Wir wollen wissen, wer unser Partner oder unser Nachbar ist, selbst in der Kirche", sagte der 54-jährige Geistliche. Aber Sicherheitsleute seien nicht die Lösung. Vielmehr müsse der Geheimdienst endlich die Boko-Haram-Kämpfer, ihre Hintermänner und Geldgeber ausfindig machen.
Die Kirchen halten laut Kaigama an Gewaltfreiheit fest, selbst wenn manche Kirchenführer sich ein offensiveres Auftreten wünschten. Auch wollten junge Leute aus den Reihen der Christen zurückschlagen, wenn sie hören, dass es wieder einen Angriff gab, träfen dabei aber meist die Falschen. "Es ist keine organisierte Reaktion der Christen", sagte Kaigama.