"Die evangelischen Erben halten den geistlichen Aufbruch wach, der einstmals von diesen Orten ausging", sagte Landesbischof Ralf Meister am Sonntagabend in einem Festgottesdienst in der Klosterkirche. "Es war ein Aufbruch der Ernsthaftigkeit des Glaubens, der Bescheidenheit, der Demut." Diese Werte seien auch eine Anfrage an die Gesellschaft von heute, sagte Meister. Die gegenwärtige Kultur mit ihrer "Lebens- und Weltverschwendung" verdiene eine "deutliche Mahnung" in diese Richtung.
Das Kloster Loccum wurde 1163 von Zisterzienser-Mönchen aus Volkenroda in Thüringen gegründet. Um 1600 ging es zum evangelischen Glauben über. Nach der Reformation seien in den evangelischen Gebieten Deutschlands zahlreiche Zisterzienserklöster aufgehoben worden, sagte Pfarrer Paul Geißendörfer, Vorsitzender der "Gemeinschaft Evangelischer Zisterzienser-Erben", dem epd. Ehemalige Abteikirchen wurden zu Pfarrkirchen, Klöster wurden zu anderen Zwecken umgewidmet.
Im Jahr 1993 zusammengeschlossen
1993 schlossen sich rund 120 Gemeinden und Einrichtungen mit Zisterzienser-Tradition zusammen, um das gemeinsame Erbe zu pflegen. "Es gibt viele Spuren aus der Theologie der Zisterzienser, die heute noch in den Gemeinden zu finden sind", erläuterte Geißendörfer. Die Beispiele reichten von der Architektur bis zum Liedgut. Seit einigen Jahren gehören die evangelischen Zisterzienser-Erben offiziell zum weltweiten katholischen Zisterzienser-Orden mit Sitz in Rom.
Loccum sei ein "Flaggschiff" der Zisterzienser-Erben, betonte Geißendörfer, Ruhestandspfarrer aus Heilsbronn in Franken. Das Kloster sei sehr gut erhalten und habe bundesweite Ausstrahlung. In Loccum werden heute angehende Pastoren ausgebildet. Das Kloster hat den Orden offiziell nie verlassen.