Nachrichtenagentur dapd stellt den Betrieb ein

Nachrichtenagentur dapd stellt den Betrieb ein
Deutschland hat seit Donnerstag eine Nachrichtenagentur weniger: Die insolvente dapd hat ihren Betrieb eingestellt. Auch Gespräche über einen Einstieg der staatlichen russischen Nachrichtenagentur RIA Novosti blieben am Ende erfolglos.

Die insolvente Nachrichtenagentur dapd hat ihren Betrieb eingestellt. Am Donnerstag, 11. April, um 17 Uhr wurde die Belieferung der Kunden beendet, wie Insolvenzverwalterin Petra Hilgers in Berlin mitteilte. Zuvor waren Verhandlungen mit möglichen Investoren erfolglos geblieben. Die zurzeit 175 festen Mitarbeiter erhalten im April noch Insolvenzgeld. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) äußert sich zum Aus der Agentur bestürzt.

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Nachdem zuvor bereits mehrere Verhandlungspartner abgesprungen waren, habe auch die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA Novosti als letzter aussichtsreicher Gesprächspartner am Dienstag die Gespräche abgebrochen, hieß es in der Mitteilung. Die Zustimmung der Gesellschafter von RIA Novosti für eine Beteiligung an der Sanierung habe nicht vorgelegen. Außerdem habe kein Wagniskapital zur Verfügung gestanden, um die auflaufenden Verluste von dapd aufzufangen.

Zwar bestehe immer noch die Chance, dass RIA Novosti eine positive Entscheidung fälle. Die Verhandlungsdauer sei aber unbestimmt und die Wahrscheinlichkeit einer positiven Entscheidung nicht einschätzbar, hieß es. Falls kurzfristig eine positive Entwicklung eintrete, werde die Insolvenzverwalterin "die Chance zur Sanierung nutzen". Jeder abgelaufene Tag minimiere jedoch die Sanierungsaussichten.

"Schaden für die Medienvielfalt"

Der DJV-Bundesvorsitzende Michael Konken erklärte, die Entscheidung der Insolvenzverwalterin sei eine Katastrophe für die Redakteure und freien Journalisten von dapd. Zugleich kritisierte er die früheren Eigentümer der Nachrichtenagentur, Peter Löw und Martin Vorderwülbecke. Deren "Kamikaze-Kurs" habe nun zu einem "Totalschaden" geführt. Die Agenturszene in Deutschland sei mit dem Ende von dapd ärmer. "Das ist ein Schaden für die Medienvielfalt in unserem Land", sagte Konken.

Die Nachrichtenagentur war im Jahr 2010 unter Löw und Vorderwülbecke aus dem deutschen Ableger der US-Agentur Associated Press (AP) und dem Deutschen Depeschendienst (ddp) entstanden. Sie hatte bereits Anfang Oktober 2012 für ihre acht Gesellschaften, die das aktuelle Tagesgeschäft bestritten, Insolvenzantrag gestellt. Im November 2012 wurden deshalb 98 von 299 Mitarbeitern entlassen.

Der ehemalige Geschäftsführer des Nachrichtensenders N24, Ulrich Ende, übernahm dapd mit weiteren Investoren am 1. Februar. Nur einen Monat nach dem Neustart musste die Agentur wieder Insolvenz anmelden. Ende sagte damals, Geldgeber hätten trotz vertraglicher Verpflichtung nicht in das Unternehmen einbezahlt.

Der deutsche Markt der Nachrichtenagenturen, die Medien aller Art mit Texten, Bildern und Videos beliefern, gilt als der am härtesten umkämpfte weltweit. Neben der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und bislang dapd sind auch die französische Agence France-Presse (AFP) sowie der Konzern Thomson Reuters mit deutschen Diensten vertreten. Hinzu kommen die zwei kirchlich getragenen Agenturen Evangelischer Pressedienst (epd) und Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) sowie mehrere Spezialdienste für Wirtschaft und Sport.