Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) hat eine noch nie dagewesene Diskrepanz zwischen Einkommen und Leistung in Deutschland beklagt. Bei einem Vortrag in der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum sagte Lammert am Mittwoch, es gebe "groteske Unterschiede" etwa zwischen den Bezügen von Arbeitnehmern und Vorständen, bei denen "ein plausibler Zusammenhang nicht mehr erkennbar" sei. Vollkommen unverständlich sei, dass die gewaltigen Entlohnungen für Vorstandsmitglieder auch noch dann gezahlt würden, wenn es gar keine Leistung oder aber eine Leistungsverweigerung gebe.
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Hier wieder zu erklärbaren Formen zurückzufinden nannte Lammert "eine Frage von hoher ethischer Brisanz". Dabei sei vor allem die Politik gefordert, weil sich die Wirtschaft "sehr schwer dabei tut, selbst zu Änderungen zu kommen," sagte der Bundestagspräsident. Im voll besetzten Auditorium der Hochschule forderte er, dass "wir uns wieder bewusstwerden, dass Gesellschaften Ordnungen brauchen und Finanzmärkte Regeln". Es gehe nicht an, dass sich die Finanzmärkte immer weiter verselbstständigten und eine Kontrolle kaum mehr möglich sei.
Gleichzeitig betonte er, dass die Zeiten vorbei seien, wo der Nationalstaat alles regulieren konnte. "Nie zuvor waren die Möglichkeiten, dass die Politik die Ökonomie steuern konnte, so gering wie heute. Und nie zuvor war die Notwendigkeit dafür größer." Der Ist-Zustand der Ökonomie in der nicht mehr rückgängig zu machenden Globalisierung dürfe aber so nicht bleiben, mahnte der Bundestagspräsident. Unter anderem sollte es verboten werden, "mit Geld, das man nicht hat, Wetten auf Geschäfte abzuschließen, die gar nicht getätigt werden".
