Nach einem Bericht des "Hamburger Abendblatts" (Mittwochsausgabe) sollen in einem Gebäude des dauerhaft abgeschalteten Kernkraftwerks Castor-Behälter aus dem englischen Sellafield aufbewahrt werden. Das gehe aus einem Schreiben des schleswig-holsteinischen Umweltministers Robert Habeck (Grüne) an Mitglieder seiner Partei hervor. Umweltschutzgruppen bekräftigten unterdessen angesichts der Debatte über ein Endlagersuchgesetz ihre Forderung nach der sofortigen Stilllegung von Atomanlagen.
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Habeck rechnet dem Schreiben, das der Zeitung vorliegt, zufolge damit, "dass das BMU (Bundesumweltministerium) klar für Brunsbüttel als geeignetsten Zwischenlagerstandort plädieren wird". Begründet werde dies mit der geografischen Lage: Der ohnehin notwendige Seetransport aus Großbritannien müsste nicht durch aufwendige Landtransporte quer durch Europa ergänzt werden. Ein Schiff könnte in Brunsbüttel anlanden, der Hafen sei nur zwei Kilometer vom Zwischenlager entfernt.
Brunsbüttel würde damit einen Teil der Aufgaben von Gorleben (Niedersachsen) übernehmen. Dort soll vorerst kein Atommüll mehr eingelagert werden. Ziel der Vereinbarungen zwischen Bund und Ländern ist es, die Suche nach einem Endlager neu zu starten. Wie lange sie dauern wird, ist unklar.
Umweltgruppen fordern sofortige Stilllegung aller Atomanlagen
Umweltschutzgruppen forderten unterdessen erneut die sofortige Stilllegung von Atomanlagen. Solange ständig neuer Atommüll produziert werde, werde das Atommüllproblem immer weiter verschärft, erklärte Udo Buchholz vom Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) in Bonn. Die Bundesregierung sei dafür verantwortlich, dass das radioaktive Gefahrenpotenzial immer umfangreicher werde. Die bislang angedachten Endlager Gorleben und Schacht Konrad, beide in Niedersachsen, seien nicht geeignet.
Zum bevorstehenden 27. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl am 26. April rufen der BBU und weitere Umweltverbände zur Teilnahme an zwei großen Demonstrationen am 21. April am Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein und beim Atomkraftwerk Grafenrheinfeld in Bayern auf.