In dieser Berechnung seien Therapie- und Beratungskosten berücksichtigt, aber noch nicht die Aufwendungen, die etwa bei der Strafverfolgung von alkoholbedingten Verkehrsunfällen anfallen, teilte die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen bei der Vorstellung des "Jahrbuchs Sucht 2013" am Mittwoch in Berlin mit.
Die Zahl der nikotinabhängigen Bundesbürger bezifferte der Dachverband auf derzeit elf Millionen, 3,3 Millionen seien alkoholsüchtig, 1,5 Millionen medikamentenabhängig. Allein an Tabak- und Alkoholkonsum sterben in Deutschland pro Jahr rund 200.000 Menschen, was einer mittleren Großstadt entspricht. Aufgrund des Konsums illegaler Drogen kämen hingegen lediglich rund 1.000 Menschen ums Leben.
Alkohol und Tabak werden unterschätzt
Die stellvertretende Geschäftsführerin der Hauptstelle, Gabriele Bartsch, kritisierte bei der Vorstellung des Jahrbuchs in Berlin die anhaltend unterschiedliche öffentliche Wahrnehmung von illegalem und legalem Drogenkonsum. Die Unterschätzung von Alkohol und Tabak führte sie auf die "sehr verführerische Werbung" und auf die große wirtschaftliche Bedeutung der Hersteller zurück. Die Einführung des Tabakwerbeverbots für Printmedien habe beispielsweise auch zur Folge gehabt, dass Zeitungen und Zeitschriften nunmehr sachgerechter über die schädlichen Folgen des Nikotinkonsums berichteten.
Der Dachverband der deutschen Suchthilfeeinrichtungen sprach sich ferner für eine differenzierte Bewertung der synthetisch hergestellten Modedroge Crystal Meth aus. Das auch Crank oder Ice genannte Amphetamin mache schnell psychisch abhängig. Aber bislang sei es lediglich in Sachsen und Bayern entlang der Grenze zu Tschechien verbreitet. Dort allerdings sei die Sicherstellungsmenge um knapp 50 Prozent, die Zahl der Erstkonsumenten um über 160 Prozent angestiegen. Dass "sich die Problematik in der gleichen Größenordnung auf die anderen Bundesländer überträgt", könne nicht automatisch daraus abgeleitet werden, hieß es weiter.
Mehr Geld für Einrichtungen gefordert
Der Vizevorsitzende der Hauptstelle, Theo Wessel, kritisierte ferner eine strukturelle Unterfinanzierung gerade der ambulanten Suchthilfeeinrichtungen. Problematisch sei auch, dass das eigentlich gut ausgebaute System der medizinischen und sozialen Sicherung zu viele Schnittstellen zwischen Krankenkassen, Rentenversicherungsträgern und Behindertenhilfe aufweise, erläuterte der Experte vom Diakonie Bundesverband.