Kölner Wohnhausbrand: Muslime kritisieren Politik

Kölner Wohnhausbrand: Muslime kritisieren Politik
Nach dem Wohnhausbrand am Samstag in Köln mit zwei Toten wehrt sich die Kölner Staatsanwaltschaft gegen Kritik der türkischen Regierung und des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland.

Türkei und Muslimverband werfen den Ermittlern vor, sie hätten einen rechtsextremen Hintergrund ausgeschlossen. "Eine entsprechende Erklärung haben wir nie verbreitet", sagte der Kölner Oberstaatsanwalt Alf Willwacher dem "Kölner Stadt-Anzeiger" (Dienstagsausgabe). Es sei auch nicht seine Aufgabe, "solche Äußerungen" zu kommentieren. "Wir ermitteln ergebnisoffen", betonte Willwacher.

Der türkische Vizeministerpräsident Bekir Bozdag hatte zuvor gesagt, die deutschen Behörden machten sich lächerlich, wenn sie "fünf Minuten nach einem Feuer" die Erklärung verbreiteten, der betreffende Brand habe nichts mit Neonazis zu tun. Bei dem Brand in dem überwiegend von Türken und Italienern bewohnten Mehrfamilienhaus waren zwei Menschen gestorben.

Auch der Vorsitzende des Koordinationsrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat die Ermittlungen kritisiert. "Sicherheitsbehörden sollten nicht vorschnell einen rechtsradikalen Hintergrund ausschließen, sondern durch akribische Spurensuche überzeugen. Das haben sie leider in der Vergangenheit, etwa bei der NSU-Ermittlung, nicht getan", sagte Mazyek den Zeitungen der Essener WAZ-Mediengruppe (Dienstagsausgaben). Unbedachte Äußerungen führten nur dazu, dass das Vertrauen in den Rechtsstaat noch weiter schwinde.

Deutsche Muslime hätten nach den jüngsten Wohnungsbränden große Angst, sagte Mazyek weiter. Es fehle an Signalen, die ihnen zeigen: Wir halten zusammen und sitzen alle im gleichen Boot. "Wenn man brennende Wohnhäuser oder Angriffe auf Moscheen als Alltag begreift und verharmlost, erweist man den Radikalen auf beiden Seiten einen großen Dienst. Damit verlieren wir alle, weil wir so Extremisten und Terroristen stärken, die nur Chaos in Deutschland wollen", sagte der Vorsitzende des Koordinationsrats.