Der Aufruf wurde von über 50 Organisationen und Einrichtungen unterstützt, darunter der Evangelischen Landeskirche, dem Erzbistum Berlin, dem Türkischen Bund Berlin-Brandenburg, der Deutsch-Israelischen Gesellschaft und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
"Kindeswohl nicht nur medizinisch sehen"
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) warnte auf der Kundgebung davor, dass nach dem Urteil des Kölner Landgerichts der Staat künftig definiert, was zum Kern einer Religionsgemeinschaft gehört und was nicht. Auch dürfe die Frage nach dem Kindeswohl nicht allein unter medizinischen Gesichtspunkten betrachtet werden, mahnte der Bundestagsvizepräsident. Er werde sich dafür einsetzen, dass das Parlament rasch eine Regelung schaffe, die es Juden und Muslimen erlaube, das zu tun, was sie nach ihrem Selbstverständnis tun müssten, sagte Thierse.
Zu den Rednern auf der Kundgebung zählten auch der Bundesvorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland (TGD), Kenat Kolat, die frühere Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Lala Süsskind, sowie die Berliner Rabbiner Yitzchak Ehrenberg und Tovia Ben-Chorin. Das Kölner Landgericht hatte Ende Juli religiös motivierte Beschneidungen als Körperverletzung gewertet. Berlin, Bayern und Baden-Württemberg wollen von einer Strafverfolgung von Ärzten, die Beschneidungen von jüdischen und muslimischen Jungen vornehmen, absehen, bis eine bundesweit einheitliche Regelung gefunden wird.