UNICEF schlägt angesichts der dramatischen Situation von syrischen Kindern Alarm. Die Mittel für die Trinkwasserversorgung von Flüchtlingen reichten nur noch bis Monatsende, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Yoka Brandt am Freitag in Berlin. Auch für andere Maßnahmen werde das Geld knapp. Entwicklungsminister Dirk Niebel (FDP) sagte UNICEF unterdessen sieben Millionen Euro zu, um eine Versorgungslücke zu vermeiden. Allein im jordanischen Flüchtlingslager Za'atari müssten inzwischen mehr als 100.000 Menschen mit sauberem Wasser versorgt werden, sagte Brandt.
Der Geschäftsführer von UNICEF Deutschland, Christian Schneider, sagte, allein 60 Prozent der Menschen in "dieser Zeltstadt in der Wüste" seien Kinder, immer mehr kämen unbegleitet. Das Hilfswerk appellierte an die internationalen Geldgeber, mehr Hilfen zur Verfügung zu stellen. Von den 150 Millionen Euro, die in der ersten Jahreshälfte für die Syrien-Hilfe benötigt würden, seien erst 20 Prozent zugesagt.
800.000 Kinder können nicht zur Schule gehen
Neben der Wasserversorgung kümmert sich UNICEF um die Ausstattung mit Winterkleidung und die psychologische Betreuung der Jungen und Mädchen, die Kriegserlebnisse zu bewältigen haben. Das Hilfswerk beziffert die Zahl der von den Kämpfen betroffenen Kinder mit 2,2 Millionen. Die Krise in Syrien sei eine "Krise der Kinder", unterstrich Brandt. Täglich würden Kinder getötet, verwundet, traumatisiert oder erkrankten, weil es an sauberem Wasser und ärztlicher Betreuung fehle.
Niebel sorgt sich auch um das Bildungswesen in Syrien, das vor Kriegsbeginn vor zwei Jahren einen guten Ruf hatte. Nach UNICEF-Angaben ist inzwischen eine von fünf Schulen zerstört. 800.000 Kinder können nicht zur Schule gehen. Das Hilfswerk versucht, den Kindern in den Flüchtlingslagern Unterricht zu ermöglichen. Am Freitagabend wollten das Entwicklungsministerium und UNICEF ein "Memorandum of Understanding" über den Ausbau der Kooperation unterzeichnen.