Papstwahl: Wer nimmt Platz auf dem Stuhl Petri?

Foto: Reuters/Alessandro Bianchi
Wer nimmt auf dem Stuhl Petri Platz und wird 266. Papst der Kirchengeschichte? Mindestens zwei Dutzend der Kardinäle gelten als "papabile", als mögliche Anwärter auf die Nachfolge von Benedikt XVI.
Papstwahl: Wer nimmt Platz auf dem Stuhl Petri?
Bei der Papstwahl, die am Dienstag beginnt, wünschen sich viele Italiener, dass nach einem polnischen und deutschen Pontifex wieder ein Landsmann auf den Stuhl Petri steigt. Allerdings könnte der Nachfolger von Benedikt XVI. auch aus Afrika oder Lateinamerika kommen. Viele sagen, es sei an der Zeit für einen Papst, der nicht aus Europa kommt.
06.03.2013
dpa/evangelisch.de

Theoretisch kann jeder ledige männliche Katholik zum Papst gewählt werden - in der Praxis aber rückten seit dem 14. Jahrhundert nur noch Kardinäle auf den Stuhl Petri. Wahlberechtigt sind im bevorstehenden Konklave 117 Kardinäle, voraussichtlich 115 von ihnen werden teilnehmen. Abgesagt haben der schottische Kardinal Keith O'Brien, der jüngst nach Vorwürfen wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber Priesterkandidaten seinen Rücktritt erklärte, sowie der erkrankte indonesische Kardinal Julius Riyadi Darmaatmadja. Für die Wahl ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich. Diese läge dann bei 77 Stimmen, wie schon beim vorausgehenden Konklave 2005. Joseph Ratzinger wurde seinerzeit bereits im vierten Durchgang gewählt. Diesmal wird allgemein ein längeres Procedere erwartet, da es keinen eindeutigen Favoriten gibt. Allerdings hat seit 1831 kein Konklave länger als vier Tage gedauert.

###mehr-artikel###Am häufigsten als "papabile" - papsttauglich - genannt werden die Kardinäle Angelo Scola (Italien), Peter Turkson (Ghana), Marc Ouellet (Kanda), Timothy Dolan (USA), Odilo Scherer (Brasilien) und Jorge Bergoglio (Argentinien). Die sechs deutschen Papstwähler, die emeritierten Kurienkardinäle Walter Kasper und Paul Josef Cordes sowie die Erzbischöfe Joachim Meisner (Köln), Karl Lehmann (Mainz), Reinhard Marx (München) und Rainer Maria Woelki (Berlin), gelten als chancenlos. Immerhin wird Kasper und Lehmann eine wichtige Rolle als "Papstmacher" zugetraut, als Stimmensammler für einen aussichtsreichen Kandidaten.

Als Papst hinein, als Kardinal heraus

In mehreren Medien war in den vergangenen Tagen von einem Zweikampf zwischen dem Italiener Angelo Scola und dem Brasilianer Odilo Scherer um das Papstamt die Rede. Generell gilt bei der Wahl eines neuen katholischen Kirchenoberhaupts der alte Spruch: "Wer als Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus." Das bedeutet, dass eine häufige Nennung eines vermeintlichen Favoriten auf das Papstamt eher hinderlich für die betreffene Persönlichkeit sein kann. "Wer allzu viel genannt wird, trifft auf eine gewisse Skepsis", sagte Kardinal Lehmann vor kurzem. Eine Liste mit 19 mehr oder weniger aussichtsreichen Kandidaten, wie wir sie im folgenden in alphabetischer Reihenfolge präsentieren, ist deshalb mit einer gewissen Vorsicht zu genießen.

Kardinal Francis Arinze ist im Vatikan hoch geachtet. Der erfahrene, lebenskluge Nigerianer diente schon Johannes Paul II. als Berater. Allerdings ist der Kardinal schon 80 Jahre alt - und darf deshalb nicht mehr selbst an der Wahl teilnehmen. Arinze wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf, wurde erst auf einer irischen Missionsschule getauft, später Priester und mit 32 Jahren damals der weltweit jüngste Bischof. Der beliebte Geistliche, der früher Fußball und Tennis spielte, ist in Fragen von Familie und Sexualität eher konservativ. Schon beim Konklave 2005 zählte er zum weiteren Favoritenkreis - sollte diesmal ein Afrikaner gewählt werden, dürfte indes Peter Turkson bessere Chancen haben.

Scharfer Kritiker von Silvio Berlusconi

Als möglicher italienischer Papst wird Kardinal Angelo Bagnasco genannt. Der 70-Jährige ist Erzbischof in der ligurischen Metropole Genua und als Vorsitzender der italienischen Bischofskonferenz ständig in den Medien Italiens präsent. Papst Benedikt XVI. machte den Sohn eines Fabrikarbeiters im Jahr 2007 sowohl zum Chef der italienischen Bischöfe wie auch zum Kardinal. Bagnasco wird vor allem Spiritualität bescheinigt. Er stammt aus Pontevico bei Brescia. In Italien hat er sich vor allem als scharfer Kritiker von Silvio Berlusconi einen Namen gemacht. Er zählte den langjährigen Ministerpräsidenten zu den "Männern, die in einem Delirium ihrer eigenen Großartigkeit ertrunken sind, die die Illusion der Allmacht hinterlassen und moralische Werte verdrehen“.

Galt schon bei der Papstwahl vor acht Jahren als aussichtsreicher Kandidat: Kardinal Jorge Bergoglio, Erzbischof von Buenos Aires.
Kardinal Jorge Mario Bergoglio war bei der Papstwahl 2005 der aussichtsreichste Gegenkandidat von Joseph Ratzinger. Der inzwischen 76-Jährige zählt auch beim bevorstehenden Konklave zum erweiterten Favoritenkreis. In seiner Heimat wird Bergoglio, der dem Jesuitenorden angehört, als "Kardinal der Armen" verehrt. Der herausragende Theologe und Seelsorger gilt als volksnah und bescheiden - so nutzt er meist öffentliche Verkehrsmittel statt der Dienstlimousine. Bergoglio, der in Deutschland seinen Doktorgrad erwarb, musste sich in den vergangenen Jahren gegen Vorwürfe wehren, als Chef der argentinischen Jesuiten zu wenig Widerstand gegen die Militärdiktatur (1976-1983) geleistet zu haben.

Der überforderte Sekretär

Tarcisio Bertone war als Kardinalstaatssekretär "Regierungschef" Benedikts XVI. und ist im Vatikan nicht unumstritten. Der aus der Region Turin stammende Bertone ist 78 Jahre alt und war so etwas wie die rechte Hand des Papstes. Schon in der Glaubenskongregation diente er deren damaligem Chef Joseph Ratzinger. Bertone gilt als volksnah und aufgeschlossen, allerdings hielten ihn viele in seinem Amt für überfordert. Selbst der Kölner Kardinal Joachim Meisner riet vor kurzem dem seinerzeit noch amtierenden Papst, ihn zu pensionieren. Doch Benedikt XVI. ließ mehrere entsprechende Gelegenheiten verstreichen. Bertone ist seit 2007 auch Camerlengo (Kardinalkämmerer) und führt in dieser Funktion in der Zeit der Sedisvakanz die Geschicke der Kirche.

Der brasilianische Kurienkardinal João Braz de Aviz (65) ist für seine offene Sprache und klare Predigten bekannt. Der frühere Erzbischof der Hauptstadt Brasília prangerte mehr als einmal die Korruption in seinem Land an. Papst Benedikt XVI. berief ihn Anfang 2012 zum Kardinal. "Dom João" ist in Rom Präfekt der Kongregation für die Institute geweihten Lebens und für die Gesellschaften apostolischen Lebens (Ordenskongregation). Sein Wappen ziert den Spruch aus dem Johannesevangelium (17,21) "Omnes unum sint" (Alle sollen eins sein). Braz de Aviz entstammt einer Großfamilie und spricht neben Latein und Portugiesisch auch Deutsch, Spanisch und Englisch. Ihm werden Sympathien zur Befreiungstheologie nachgesagt, die der Vatikan viele Jahre lang scharf verurteilte.

Zu Scherzen aufgelegt: Kardinal Timothy Dolan, Erzbischof von New York.

Hat Jesus Humor? "Na klar, er hat mich zum Priester erwählt"

New Yorks Erzbischof Timothy Dolan gilt als Konservativer mit viel Witz. "Ich kann mich an keinen Moment erinnern, in dem ich nicht Priester werden wollte", sagte er einmal. Das älteste von fünf Kindern eines Flugzeugmechanikers könnte jetzt sogar als erster Amerikaner Papst werden. Der 63-Jährige ist seit 2009 Erzbischof von New York, seit 2010 Vorsitzender der US-Bischofskonferenz und seit 2012 Kardinal. Für das Magazin "Time" gehört er zu den 100 einflussreichsten Menschen der Welt. Der Konservative wettert gegen Schwulenehe und Abtreibung, sucht aber auch immer wieder Kontakt zu Menschen anderen Glaubens. Gefragt, ob auch Jesus Humor habe, sagte er: "Na klar. Er hat mich zum Priester erwählt!" Auf Spekulationen, er könne zum Papst gewählt werden, antwortete er jüngst: "Wer so etwas sagt, hat Marihuana geraucht."

Kardinal Peter Erdö (60) aus Ungarn gilt als versierter Theologe konservativer Ausrichtung. Er studierte unter anderem kanonisches Recht an der Päpstlichen Lateranuniversität zu Rom. Sein Aufstieg an die Spitze des ungarischen Klerus erfolgte schlagartig und überraschend: 2000 weihte ihn Papst Johannes Paul II. zum Bischof, 2002 ernannte er ihn zum Erzbischof von Esztergom-Budapest und ungarischen Primas, 2003 kürte er ihn zum Kardinal. Als Präsident der Europäischen Bischofskonferenz (seit 2006) ist er auch international gut vernetzt. Erdö steht für einen konservativen Katholizismus, dessen Erscheinungsbild er nach eigenen Angaben behutsam modernisieren will.

Im Kampf gegen die Mobutu-Diktatur

Kardinal Laurent Monsengwo Pasinya ist Erzbischof von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Der heute 73-Jährige war viele Jahre lang Vorsitzender der Bischofskonferenz seines Landes sowie des afrikanischen Bischofsrates SECAM. Seit einiger Zeit macht er auch im Vatikan Karriere - er war Sondersekretär der Weltbischofssynode 2008 und wurde im vergangenen Jahr vatikanischer Exerzitienmeister sowie Präsident der Bischofssynode. In seiner Heimat genießt der Alttestamentler Monsengwo, der bereits mit 40 Jahren Bischof wurde, hohes Ansehen. Er gehörte zu den führenden Köpfen der Opposition gegen die Mobutu-Diktatur im Kongo. Als katholischer Geistlicher weigerte er sich indes 1992, das Amt des Parlamentspräsidenten anzunehmen.

Ein Kanadier gilt als einer der Favoriten: Kardinal Marc Ouellet, hier bei der Eröffnung der Trierer Heilig-Rock-Wallfahrt im April 2012.
Der kanadische Kurienkardinal Marc Ouellet (68) spricht viele Sprachen, gilt als scheu und in theologischen Fragen als konservativer Hardliner. Er wird Beobachtern zufolge von Papst Benedikt XVI. wegen seiner Intellektualität, seiner Integrität und seiner tiefen Spiritualität enorm geschätzt. Ouellet ist Präfekt der vatikanischen Bischofskongregration und leitet zudem die päpstliche Lateinamerika-Kommission. Als eines von acht Geschwistern wuchs der Eishockeyfan im französischsprachigen Teil Kanadas auf und studierte und arbeitete dann unter anderem in Deutschland, Österreich und Kolumbien. Von 2002 bis 2010 leitet er die Erzdiözese Québec in seiner kanadischen Heimat. Papst zu sein wäre für ihn nach eigenen Angaben ein Alptraum.

Kardinal Gianfranco Ravasi ist 70 Jahre alt und stammt aus der norditalienischen Lombardei. Er ist Präsident des päpstlichen Kulturrates und hat auch andere Aufgaben im Vatikan inne. Der Theologe und Bibelfachmann gilt wie der scheidende Papst als Intellektueller und hat in den vergangenen Jahren eine kirchliche Blitzkarriere gemacht. In Italien ist der Geistliche bestens bekannt: Er hat eine ganze Reihe von Büchern zu Bibelthemen veröffentlicht, schreibt regelmäßig für italienische Zeitungen und tritt in Radio- und TV-Sendungen auf. Ravasi gilt auch als Experte für das Judentum. Wegen seiner vergleichsweise liberalen Ansichten hat er jedoch nicht nur Freunde im Vatikan.

Ein Ordensmann aus Honduras zählt zum Favoritenkreis

Óscar Andrés Rodríguez Maradiaga aus Honduras ist seit seiner Berufung zum Kardinalsstand 2001 eine der herausragenden Persönlichkeiten der Kirche Lateinamerikas. Der 70-jährige, der dem Orden der Salesianer angehört, hat sich in seinem Land für die Rechte der Armen und gegen Korruption eingesetzt. Allseits anerkannt, wird er oft bei Konflikten als schlichtende Figur aufgesucht. Theologisch ist er eher konservativ, aber gesprächsoffen. Der in Rom ausgebildete Theologe studierte auch Musik in New Jersey und Psychologie in Innsbruck. Er spricht neben Spanisch und Latein auch Portugiesisch, Französisch, Englisch, Deutsch und Italienisch.

Der argentinische Kurienkardinal Leonardo Sandri (69) ist ein klassischer kirchlicher Karrierediplomat. Seit 1974 steht der in Buenos Aires geborene Sohn italienischer Einwanderer in vatikanischen Diensten. Stationen seiner Diplomatenlaufbahn waren Madagaskar, die USA, Venezuela und Mexiko. Weltweit bekannt wurde Sandri, als er am Abend des 2. April 2005 auf dem Petersplatz den Tod von Johannes Paul II. bekanntgab. 2007 wurde er zum Präfekten der Kongregation für die orientalischen Kirchen ernannt, im gleichen Jahr erhielt er auch das Kardinalsbirett. 2009 wurde er für seine diplomatische Tätigkeit mit dem deutschen Bundesverdienstkreuz geehrt.

Seine Vorfahren stammen aus dem Saarland: Kardinal Odilo Pedro Scherer, Erzbischof von São Paulo in Brasilien.
Kardinal Odilo Pedro Scherer leitet in der brasilianischen Millionenmetropole São Paulo als Erzbischof die größte Diözese im zahlenmäßig größten katholischen Land der Welt. Der 63-Jährige, dessen Onkel ebenfalls Kardinal war, gehört zu Lateinamerikas aussichtsreichsten Kandidaten. Er ist Nachkomme deutscher Einwanderer aus dem Saarland und gilt als geradlinig und hochgebildet. Im brasilianischen Episkopat zählt Scherer zum konservativen Flügel. In den Kardinalsstand wurde er im November 2007 berufen. Sein Wappen ziert den Spruch: "In meam commemorationem" ("Tut dies zu meinem Gedächtnis"). Auf Reisen durchs Land ermuntert "Dom Odilo" die Menschen oft mit den Worten: "Bleibt standhaft. Força! (Kraft)".

Konservativ und krisenerprobt

Dem Wiener Erzbischof Christoph Schönborn (68) werden wie schon 2005 Außenseiterchancen eingeräumt. In Glaubensfragen zeigt sich der Kardinal konservativ und hält Rom die Treue. Trotzdem gilt der einzige österreichische Konklaveteilnehmer als weltoffen und charismatisch. Dass erneut ein deutschsprachiger Kirchenmann Oberhaupt der Katholiken wird, gilt aber als unwahrscheinlich. Zum Krisenmanager wurde der Theologe bei der Ernennung zum Wiener Erzbischof 1995. Zuvor musste sein Vorgänger wegen Missbrauchsvorwürfen abtreten. Als Redakteur für den Katechismus der katholischen Kirche machte er sich kirchenintern einen Namen.

Der chancenreichste Italiener: Kardinal Angelo Scola, Erzbischof von Mailand.
Auffällig oft als Papstkandidat genannt wird der Mailänder Erzbischof Angelo Scola. Der 71-Jährige aus der Lombardei ist ein geschätzter Theologe und vor allem auch ein Mann des interreligiösen Dialogs. Scola steht dem emeritierten Papst Benedikt XVI. nahe, der ihn vor einigen Jahren zum Erzbischof im wichtigen Erzbistum Mailand machte. Sollte sich das Kardinalskollegium für einen Italiener entscheiden, dürfte die Wahl am ehesten auf ihn fallen. Scola galt bereits 2005 als "papabile", als dann Joseph Ratzinger zum Kirchenoberhaupt gewählt wurde. Als Mailänder Erzbischof hat er wohl noch größere Chancen. Er hat enge Verbindungen zur geistlichen Gemeinschaft "Communione e Liberazione", die als betont konservativ gilt und in Italien erheblichen politischen Einfluss hat.

Kardinal Luis Antonio Tagle ist seit 2011 Erzbischof von Manila und Primas der Philippinen. Das Land hat nach Brasilien und Mexiko die drittmeiste Zahl an Katholiken - ohnehin steigt der asiatische Einfluss auf die Weltkirche seit Jahren rapide an. Tagle ist mit 55 Jahren einer der jüngsten Teilnehmer des Konklave, dennoch gilt er unter Fachleuten bereits als "papabile". Er war Stipendiat des katholischen Hilfswerks misso und studierte von 1987 bis 1991 Theologie in den USA. Seit 1997 ist Tagle, dem großes persönliches Charisma nachgesagt wird, Mitglied der einflussreichen Internationalen Theologenkommission. Im Herbst 2012 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Kardinal.

Fachmann für den Dialog mit den Muslimen

Als Geheimfavorit auf das Papstamt wird gelegentlich der Name von Kurienkardinal Jean-Louis Tauran genannt. Der 69-Jährige käme als Kompromisskandidat infrage, falls sich im Konklave ein konservatives und ein progressives Lager gegenüberstehen - und sich über viele Wahlgänge hinweg blockieren. Tauran folgte 2007 seinem französischen Landsmann Paul Poupard als Präsident des päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog; der vormalige Vatikandiplomat leitet zudem die wichtige Kommission für die Beziehungen zu den Muslimen. Als Kardinalprotodiakon ist es Taurans Aufgabe, den Namen des neuen Papstes auf der Benediktionsloggia zu verkünden ("Habemus Papam") - vorausgesetzt, er wird nicht selbst gewählt. In diesem Fall müsste sein Stellvertreter diese Aufgabe übernehmen. Dann wäre für alle Welt bereits wenige Augenblicke vor der offiziellen Verkündung sichtbar, wer neuer Papst ist.

Gilt als das soziale Gewissen der Kirche: Kurienkardinal Peter Turkson, Leiter des vatikanischen Büros für Frieden und Gerechtigkeit.
Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (64) aus Ghana gilt als volksnah und mediengewandt. Der selbstbewusste Kardinal, der neben fünf anderen Sprachen auch gut deutsch spricht, ist als Leiter des vatikanischen Büros für Frieden und Gerechtigkeit seit 2009 so etwas wie das soziale Gewissen der Kirche. Der Ghanaer kann kaum als "konservativ" oder "reformorientiert" beschrieben werden. Er ist distanziert zu manchen Emanzipationsbestrebungen von Minderheiten wie Homosexuellen. Seine Skepsis gegenüber dem Islam ist angesichts des Vordringens von Extremisten in Afrika gewachsen.

Er würde vor Schreck sterben

"Ich würde vor Schreck sterben", antwortete Kardinal Jorge Urosa Savino kürzlich auf die Frage, was er tun würde, wenn er zum nächsten Papst gewählt wird. Der 70-jährige Erzbischof von Caracas zählt zu den profiliertesten Persönlichkeiten unter den Kardinälen aus Lateinamerika. Dem inzwischen verstorbenen Staatschef von Venezuela, Hugo Chávez, empfahl er noch vor kurzem, dem Beispiel von Papst Benedikt XVI. zu folgen und zurückzutreten. Schon 2002 hatte Urosa Savino den Putsch gegen Chávez unterstützt. Der Geistliche leitet seit 2005 die Hauptstadtdiözese seines Landes, ein Jahr später wurde er ins Kardinalskollegium aufgenommen. Im Vorfeld des bevorstehenden Konklave sprach er sich für einen lateinamerikanischen Papst aus.

Dieser Text wurde zuletzt aktualisiert am Samstag, 9. März 2013.