Die Zahl der Kinder, die in Familien mit einem Anspruch auf Hartz IV leben, sei im vergangenen Jahr im Vergleich um rund 100.000 auf insgesamt 1,7 Millionen gestiegen, sagte der Hauptgeschäftsführer Ulrich Schneider der in Essen erscheinenden "Neuen Ruhr/Neuen Rhein Zeitung" (Mittwochsausgabe). Diese Entwicklung sei "ein Ausdruck politischen Versagens".
Schneider kritisierte zudem den Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung, der am Mittwoch vom Kabinett beschlossen werden soll. Der Bericht sei keine ehrliche Bestandsaufnahme, sondern "Hofberichterstattung, mit der die Politik der Bundesregierung schöngeredet werden soll". Das Thema Kinderarmut spiele nur eine untergeordnete Rolle. Zudem würden wichtige Fragen nicht erörtert, etwa wie sich Kinderarmut regional darstelle oder wie lange Kinder im Hartz-IV-Bezug seien.
Der vierte Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung steht in der Kritik, weil Bundeswirtschaftsminister Philipp Rösler (FDP) gefordert hatte, bestimmte Passagen zu bearbeiten oder zu streichen. Er sperrte sich gegen Formulierungen, die auf die ungleiche Einkommens- und Vermögensverteilung hinweisen und Steuererhöhungen rechtfertigen könnten.
Dem Bericht zufolge hat sich das Privatvermögen der Deutschen in den vergangenen 20 Jahren auf rund zehn Billionen Euro mehr als verdoppelt und weiter konzentriert. Demnach verfügen zehn Prozent der Bevölkerung über 53 Prozent des gesamten Privatvermögens. Dagegen kommen 50 Prozent der Bürger nur auf einen Anteil von einem Prozent.