"Von uns gibt es ein entschiedenes Nein zur Judenmission", sagte Schneider am Donnerstagabend in Bonn. Das Christusbekenntnis müsse noch viel mehr von Demut bestimmt sein, sagte Schneider, der auch Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.
"Juden missionieren zu wollen, wäre ebenso absurd wie, wenn Protestanten Katholiken missionieren wollten", sagte Schneider bei seinem letzten Auftritt als Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland. Dass die Kirchen über Jahrhunderte im Namen des Evangeliums Juden vom jüdischen Glauben abzubringen und zu Mitgliedern christlicher Gemeinden zu machen versuchten, bezeichnete der Ratsvorsitzende als "Zeichen kirchlicher Anmaßung, ja des Hochmuts".
"Der christlich-jüdische Dialog muss ein innerbiblischer Dialog sein", sagte Schneider. Dabei gelte es, durchaus vorhandene Gegensätze nicht zu schmälern, sondern auszuhalten. Wichtiger seien die Gemeinsamkeiten, nämlich die Theologie, dass Gott den Menschen erwählt habe und dass auch der gläubige Mensch immer nur unterwegs zu seinem Messias sei. Der Theologe äußerte sich bei einem Empfang der Bonner Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.
Die diesjährige bundesweite "Woche der Brüderlichkeit" steht unter dem Thema "Sachor (Gedenke): Der Zukunft ein Gedächtnis". Sie wird von den rund 80 Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit veranstaltet und am Sonntag in Kassel eröffnet.
Präses Schneider wurde im vergangenen Jahr für sein nachhaltiges Wirken für eine Umkehr und Neugestaltung in den christlich-jüdischen Beziehungen mit der Buber-Rosenzweig-Medaille der Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit geehrt.