"Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?"

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"Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben?"
"Ganz bei Trost" ist an diesem Sonntag Thema des ZDF-Fernsehgottesdienstes aus Heidelberg. Am Entstehungsort des Heidelberger Katechismus' wird über dessen berühmte erste Frage und Antwort gepredigt – und sogar gerappt.
26.02.2013
evangelisch.de

"Was ist dein einziger Trost im Leben und im Sterben? Dass ich mit Leib und Seele im Leben und im Sterben nicht mir, sondern meinem getreuen Heiland Jesus Christus gehöre. Er hat mit seinem teuren Blut für alle meine Sünden vollkommen bezahlt und mich aus aller Gewalt des Teufels erlöst; und er bewahrt mich so, dass ohne den Willen meines Vaters im Himmel kein Haar von meinem Haupt kann fallen, ja, dass mir alles zu meiner Seligkeit dienen muss. Darum macht er mich auch durch seinen Heiligen Geist des ewigen Lebens gewiss und von Herzen willig und bereit, ihm forthin zu leben."

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Wer in einer reformierten Gemeinde in den Konfirmandenunterricht gegangen ist, kann diese erste Frage des Heidelberger Katechismus wahrscheinlich auswendig aufsagen. Der "Heidelberger", veröffentlicht im Jahr 1563, ist für reformierte Protestanten die zentrale Bekenntnisschrift und gleichzeitig ein Unterrichtsbuch für den christlichen Glauben. In diesem Jahr wird der 450. "Geburtstag" des Katechismus gefeiert - mit Gottesdiensten, Ausstellungen und Vorträgen. Verfasser der 129 Fragen und Antworten war der Heidelberger Theologe Zacharias Ursinus (1534-1583), ein Schüler Philipp Melanchthons.

Ursinus ging beim Aufbau der Bekenntnisschrift nicht von abstrakten theologischen Wahrheiten, sondern vom Menschen und von dessen Gewissensfragen aus. In der ersten Frage und Antwort ist praktisch alles zusammengefasst, was den christlichen Glauben nach reformatorischem Verständnis ausmacht. Es wird dann in den drei Teilen des Katechismus' - "Von des Menschen Elend", "Von des Menschen Erlösung" und "Von der Dankbarkeit" – näher entfaltet und mit zahlreichen Bibelstellen belegt. Das Thema "Trost" zieht sich wie ein roter Faden durch das kleine Buch, dadurch eignet es sich gut für den Einsatz in der Seelsorge.

Jugendliche suchen eher "Halt" als "Trost"

Konfirmanden der Heiliggeistgemeinde Heidelberg gestalten den Gottesdienst mit.

"Ganz bei Trost" ist auch Thema des Fernsehgottesdienstes am Sonntag in Heidelberg. Für die Konfirmanden, die die Feier mitgestalten, hat Pfarrerin Sigrid Zweygart-Pérez den Leitbegriff "Trost" so übersetzt, dass er besser in die Lebenswelt der Jugendlichen passt: "Halt finden", "gehalten werden". Anhand der neutestamentlichen Geschichte von der Heilung eines gelähmten Mannes haben die Konfis über ihre eigenen Erfahrungen nachgedacht: Was bedeutet es, von Freunden gehalten und getragen zu werden? Und wie geht es uns, wenn Beziehungen plötzlich zerbrechen und keinen Halt mehr bieten – etwa wenn die Eltern sich trennen? Was ist dann der einzige Halt, der einzige Trost im Leben?

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Den Jugendlichen, so schildert es Pfarrerin Zweygart-Pérez, war es nicht ganz geheuer, sich "nur" auf Jesus zu verlassen. Familie und Freunde sind ihnen mindestens ebenso wichtig. Ihre eigenen Gedanken zum Thema "Halt finden" bringen die Konfis im Fernsehgottesdienst in einem selbstgetexteten Rap zum Ausdruck. Zusätzlich zur Orgel spielt eine Band aus Konfis und ihren Eltern.

Außerdem dürfen die Jugendlichen ihrer Pfarrerin ausnahmsweise beim Predigen ins Wort fallen und ihr kritische Zwischenfragen stellen – ganz im Sinne des Katechismus, in dem schließlich auch Fragen gestellt werden. Der Verfasser Zacharias Ursinus alias Pfarrer Michael Landgraf tritt dann selbst im Gottesdienst auf und schlägt eine Brücke zu den Fragen, die den Christen vor 450 Jahren auf dem Herzen lagen. Ob sie Gott vertrauen können, war zum Beispiel so eine Frage – Nummer 21 im Heidelberger Katechismus: "Was ist wahrer Glaube? Wahrer Glaube ist nicht allein eine zuverlässige Erkenntnis, durch welche ich alles für wahr halte, was uns Gott in seinem Wort geoffenbart hat, sondern auch ein herzliches Vertrauen, welches der Heilige Geist durchs Evangelium in mir wirkt, …"

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Die Heiliggeist-Gemeinde in Heidelberg ist dabei, die Schönheit dieser 450 Jahre alten reformierten Bekenntnisschrift wiederzuentdecken. Zwischenzeitlich hatte die heute unierte Gemeinde den Heidelberger Katechismus – so gibt die Pfarrerin zu – ein wenig aus den Augen verloren. Ab und an hätten niederländische Touristen beim Besuch der Kirche Hinweise auf den "Heidelberger" vermisst und danach gefragt. Deswegen will die Gemeinde das Jubiläumsjahr zum Anlass nehmen, den Katechismus neu zu entdecken und zu erforschen, will wieder mehr über Trost, Halt und Vertrauen nachdenken. Eine wichtige Etappe auf dieser Entdeckungsreise ist der ZDF-Fernsehgottesdienst am 3. März.