Ein Berufungsgericht werde sich im April mit dem Fall des Ehepaars Hannelore und Uwe Romeike befassen, sagte der Anwalt der Familie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zudem arbeite der Rechtshilfeverband für Heimunterricht "Home School Legal Defense Association" an einer Gesetzesinitiative, um in die USA "geflohene" Heimschüler zu schützen, sagte Anwalt Michael Donnelly.
Das evangelikale Ehepaar aus Baden-Württemberg war im Sommer 2008 mit seinen fünf Kindern in die USA gezogen. Sie wollten die Kinder selbst unterrichten, da die deutschen Schulen nach ihrer Auffassung nicht den christlichen Werten entsprechen. Die Romeikes fühlten sich verfolgt, weil die deutschen Behörden die Schulpflicht mit Bußgeldbescheid durchsetzen wollten. In den USA werden 1,5 Millionen bis zwei Millionen Kinder zu Hause unterrichtet, meist aus religiösen Gründen.
Ein Einwanderungsrichter gab dem Asylantrag der Romeikes 2010 statt. Die deutsche Haltung verstoße gegen "alles, woran wir als Amerikaner glauben", erklärte der Richter. Zwei Jahre danach erwirkte die Einwanderungsbehörde eine Aufhebung des Urteils. Seither leben die Romeikes mit inzwischen sechs Kindern in Rechtsunsicherheit. Es gehe der Familie allerdings blendend, sagte Anwalt Donnelly. Die Romeikes hätten sich ein "wunderbares Leben" aufgebaut im Bundesstaat Tennessee.
Das Berufungsgericht "6th Circuit Court of Appeals" in Cinncinnati (US-Staat Ohio) soll prüfen, ob die Romeikes in Deutschland tatsächlich wegen ihres Glaubens verfolgt werden und somit Asylrecht geniessen. Anwalt Donnelly erklärte, der Fall werfe ein schlechtes Licht auf das vermeintlich "freie und demokratische Deutschland". Den Romeikes drohe selbst im Fall einer Niederlage wohl keine Abschiebung. Im Zuge der Einwanderungsreform würden nur noch "Illegale" mit krimineller Vergangenheit zwangsweise deportiert.
Im konservativen Amerika haben die "Home Schoolers" Gewicht. Der republikanische Präsidentschaftsanwärter Rick Santorum und seine Ehefrau unterrichten ihre Kinder zu Hause. Der Vorsitzende der "Home School Legal Defense Association", Michael Farris, hat der deutschen Regierung wegen der Schulpflicht "Gedankenkontrolle" und "als political correctness verkleideten Totalitarismus" vorgeworfen.