Insgesamt hätten jedoch die spekulativen Finanzprodukte auf den Agrarmärkten zugenommen, sagte David Hachfeld vom Hilfswerk Oxfam dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Es wird immer mehr Geld hineingepumpt." Das verursache unnatürliche starke Preisschwankungen und mache Grundnahrungsmittel für Menschen in armen Ländern unerschwinglich. Nach UN-Angaben hungern 870 Millionen Menschen weltweit.
Der Wirtschaftsethiker Ingo Pies verteidigt dagegen die Indexspekulation auf der Basis von Lebensmittelpreisen. Einen kausalen Zusammenhang mit dem Preisanstieg gebe es nicht, sagte der Wissenschaftler von der Universität Halle dem epd: "Das kann man nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung relativ klar ausschließen." Auch zum Vorwurf, die Spekulation löse Preissprünge (Volatilität) aus, gebe es Entwarnung. Die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln seien die Folge realer Knappheit.
Bioenergie contra Nahrungsmittel
Dafür gebe es mehrere Gründe, erklärt Pies. Einerseits nehme die Nachfrage zu, weil die Bevölkerung in den Entwicklungsländern wachse und teilweise auch das Pro-Kopf-Einkommen ansteige. Andererseits hätten Subventionsprogramme zur Förderung von Bioenergie der Nahrungsproduktion Anbauflächen entzogen. Weitere Faktoren seien niedrige Lagerbestände, Politikversagen und extreme wetterbedingte Ernteausfälle.
Unterdessen zogen sich die Landesbanken von Baden-Württemberg und Berlin, die Commerzbank und die Deka-Bank aus dem Geschäftsbereich zurück. Auch die DZ-Bank und der Fondsanbieter Union Investment wollen bestehende Produkte auslaufen lassen und keine neuen anbieten. "Es passt nicht zu unser Philosophie, Produkte mit einem ethisch zweifelhaften Ruf anzubieten", sagt auch Michaela Roth, Sprecherin des Sparkassenverbandes. Oxfam schätzt, dass etwa elf Milliarden Euro auf dem deutschen Markt in spekulative Finanzprodukte mit Bezug zu Lebensmitteln angelegt wurden, davon 6,2 Milliarden über die Allianz.