Ein Gesetzentwurf des Familienministeriums sehe vor, die monatliche Höchstrente von derzeit maximal 1.152 Euro rückwirkend zum 1. Januar 2013 auf bis zu 6.912 Euro anzuheben, heißt es in einem Bericht der in Koblenz erscheinenden "Rhein-Zeitung" (Samstag). Dafür würden aus dem Bundeshaushalt jährlich 90 Millionen Euro veranschlagt, zitiert die Zeitung aus dem ihrer Redaktion vorliegenden Entwurf. Weitere 30 Millionen Euro sollen jährlich für Sonderzahlungen, etwa für Zahnersatz, bereit gestellt werden.
Im Familienministerium rechne man damit, dass das Gesetz noch Mitte März vom Bundestag verabschiedet werden könnte. Der Koalitionsausschuss von Union und FDP hatte sich am 31. Januar auf eine Erhöhung der Renten und auf weitere Hilfen verständigt. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) hat erklärt, es müsse alles getan werden, um das Leid zu mildern. Die Pläne sehen laut Zeitungsbericht unter anderem eine stärkere Staffelung der Renten vor. Nach den bisherigen Berechnungen seien vor allem Schwerstgeschädigte, denen etwa Arme und Beine fehlen, bei den Rentenpunkten stark benachteiligt gewesen.
Auf professionelle Hilfe angewiesen
Eine im Januar veröffentlichte Studie der Universität Heidelberg machte noch einmal deutlich, dass Contergan-Opfer erheblich unter den Spätfolgen ihrer Missbildungen leiden. Viele Betroffene seien zunehmend in ihrem Alltag auf professionelle Hilfe angewiesen, könnten nicht mehr arbeiten und seien finanziell unterversorgt. Die Contergan-Geschädigten selbst fordern vor allem höhere Renten, aber auch mehr Geld für persönliche Assistenz, damit sie so lange wie möglich selbstständig bleiben können.
Contergan steht für den ersten großen Arzneimittelskandal in der Geschichte der Bundesrepublik. Das im rheinischen Stolberg gegründete Unternehmen Grünenthal hatte 1957 das Schlafmittel auf den Markt gebracht, nach dessen Einnahme Tausende Frauen missgebildete Kinder bekamen. 1961 wurde das Mittel vom Markt genommen. In Deutschland leben noch rund 2.400 Contergan-Geschädigte, die körperlich teils schwer behindert sind.