Dies sei eine Aufgabe nicht nur der Politik, sondern für alle gesellschaftlichen Kräfte, sagte Häuser in Berlin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Schließlich handele es sich um "eine Frage der Lebensqualität für alle". Armut sei sozialpolitischer Sprengstoff für die Gesellschaft.
Aus den bisherigen Armutsberichten der Bundesregierung seien keine Konsequenzen gezogen worden, sagte Häuser aus Anlass des 20-jährigen Bestehens der Berliner Tafel, die 1993 die bundesweit erste ihrer Art war. Der Bundesvorsitzende mahnte, die Verhältnisse für die armen Menschen im Land hätten sich nicht verändert. Zwar werde angesichts einer weiter wachsenden Kluft zwischen Arm und Reich eine Umverteilung gefordert. Jedoch nehme niemand diese tatsächlich in Angriff.
Häuser plädierte deshalb für Mindestlöhne, "die auch zum Leben reichen" sowie für höhere Erbschaftssteuern und eine Abgabe auf Großvermögen. Dabei verwies der Tafel-Chef zur Begründung auf Grundgesetzartikel 14 und die Sozialbindung des Eigentums.
Die Tatsache, dass innerhalb der vergangenen 20 Jahre bundesweit 906 Tafeln zur Verteilung von Lebensmitteln an Arme entstanden seien, wertete Häuser nur als Erfolg des wachsenden zivilgesellschaftlichen Engagements. "Dass Tafeln notwendig sind, halte ich für schlimm", unterstrich er.
Die Berliner Tafel wurde 1993 ins Leben gerufen und war die erste in Deutschland. Mittlerweile gibt es mehr als 900 Tafeln im Land, die regelmäßig an 1,5 Millionen Menschen meist von Supermärkten gespendete Lebensmittel abgeben.
Als positiv wertete Häuser, dass mit Hilfe der Tafeln nicht nur die Armut, sondern auch die Lebensmittelverschwendung ins Bewusstsein der Menschen gerückt worden sei. Zugleich warnte er die Politik aber davor, sich auf dem Erfolg der Tafeln auszuruhen. Es könne nicht Aufgabe gemeinnütziger Initiativen sein, die Armut zu bekämpfen. Das sei Aufgabe des Staates.
Bei der Hilfe der Tafeln handele es sich immer nur um "ergänzende Hilfe", nicht um die Deckung des Wochenbedarfs an Lebensmitteln. Es könne höchstens darum gehen, den Menschen mit zu geringem Einkommen mit den Lebensmittelspenden einen "finanziellen Spielraum" zu verschaffen, damit sie Geld für andere lebenswichtige Dinge zur Verfügung haben.