Reformationsbotschafterin Margot Käßmann hat Sorgen um eine Überhöhung des 500. Reformationsjubiläums im Jahr 2017 zerstreut. Es werde keinen Kult um Luther geben, versicherte die Botschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017 am Montagabend in Berlin. Der Protestantismus in Deutschland und weltweit sei souverän genug, die Schattenseiten Luthers und der Reformation nicht auszublenden, sagte sie auf dem Luther-Symposium der SPD-Bundestagsfraktion zum Thema "Reformation heute - Herausforderungen und Verantwortung für das Gemeinwesen!".
Die frühere EKD-Ratsvorsitzende betonte, die Reformation sei eine breite Bewegung gewesen. Dabei sei 1517 ein Jahr und Martin Luther eine Symbolfigur. Es sei wichtig, einen kritischen Blick zu wagen und die Reformation als Gesamtgeschehen zu sehen, sagte Käßmann. Auch im laufenden Themenjahr "Reformation und Toleranz" im Rahmen der Lutherdekade komme es darauf an, die Schattenseiten der Reformation zu zeigen und deutlich zu machen, welche Begrenzungen dabei entstanden seien.
Thierse betont Wert der Toleranz für Reformationsjubiläum 2017
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) hob bei der Veranstaltung in der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt den Wert von Toleranz hervor. Dabei handele es sich um eine "herbe und anstrengende Tugend", sagte der SPD-Politiker. Es gehe dabei eben nicht um Gleichgültigkeit oder Beliebigkeit, fügte Thierse hinzu. Vielmehr handele es sich um "die schwierige Verbindung" zwischen dem eigenen Wahrheitsanspruch und dem Wahrheitsanspruch des Anderen.
Thierse betonte, die Kirchen hätten seit der Reformation auch einen bitteren Lernprozess in Sachen Freiheit hinter sich. An diese "Lerngeschichte" zu erinnern und heute zu zeigen, wie Freiheit und Toleranz gelebt werden können, sei der eigentliche Sinn des Reformationsjubiläums im Jahre 2017, unterstrich der Katholik Thierse.