DZI: Sonderprüfung bei Stiftung "Menschen für Menschen"

DZI: Sonderprüfung bei Stiftung "Menschen für Menschen"
Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat eine Sonderprüfung bei der Münchner Stiftung "Menschen für Menschen" eingeleitet.

Die Organisation wurde vor 32 Jahren von dem Schauspieler Karlheinz Böhm (84) gegründet. Wie das DZI am Sonntag mitteilte, hatte sich am Freitag der Verdacht gegen die Stiftung erhärtet, Spendergelder verschwendet zu haben.

Erstmals wurde dieser Vorwurf in einem Bericht der "Bild"-Zeitung vom Donnerstag erhoben. Die darin geschilderten Vorwürfe hätten jedoch zunächst keinen Anlass für eine Sonderprüfung im Hinblick auf die Leitlinien für die Vergabe des DZI-Spenden-Siegels gegeben, erklärte das DZI.

Bau eines angeblich zu großen Bürohauses

Am Freitag habe man allerdings "Kenntnis von deutlich weiter reichenden Vorwürfen, die sich auf das Geschäftsgebaren der Stiftung beziehen", erhalten, sagte Geschäftsführer Burkhard Wilke.  Das DZI habe sich bereits am Freitagabend mit der Stiftung in Verbindung gesetzt. Diese habe "die sehr zeitnahe Übermittlung der erbetenen Informationen zugesagt", so Wilke.

Der Hinweisgeber, ein früherer Großspender, gehörte laut DZI-Angaben bis Sommer 2012 dem Beratungsgremium von "Menschen für Menschen" an. Die Stiftung trägt das DZI-Spenden-Siegel, dessen Beantragung freiwillig und mit einer jährlichen intensiven Prüfung durch das DZI verbunden ist, seit 1992 ohne Unterbrechung.

Die Vorwürfe beziehen sich auf den Bau eines angeblich zu großen Bürohauses sowie auf Schulen, die dem äthiopischen Staat übergeben wurden und angeblich verkommen. Karlheinz Böhms Ehefrau Almaz, die die Stiftung seit November 2011 leitet, wies die Vorhaltungen bereits am Donnerstag zurück. Die Stiftung überlasse die von ihr gebauten 310 Schulen nicht ihrem Schicksal, sondern besuche sie regelmäßig, betonte Almaz Böhm. Der Staat stelle die Lehrer und übernehme die laufenden Kosten.

Kuratoriumsmitglieder lassen ihre Ämter ruhen

Auch den für 1,1 Millionen Euro geplanten Bürobau in Addis Abeba verteidigte Böhm. In den angemieteten Räumen reiche der Platz für die 66 Mitarbeiter in der äthiopischen Hauptstadt nicht mehr aus. Landesweit seien es 750 Mitarbeiter. Zudem brauche die Logistik Platz. Inzwischen lassen Kuratoriumsmitglieder wie Star-Koch Eckart Witzigmann der "Bild"-Zeitung zufolge ihre Ämter ruhen. Zudem hätten sich zwei Groß-Spender abgewendet.

Die Stiftung investierte 2011 laut Jahresbericht 18,7 Millionen Euro in Entwicklungsprojekte. Der Großteil der Mittel stammt aus Spenden.