Die Renaissance der 80er-Action geht fröhlich weiter. Nach den Ensembleeinsätzen in "R.E.D." oder den "Expendables"-Filmen sind die alten Haudegen jetzt wieder solo unterwegs. Während Arnold Schwarzenegger ("The Last Stand") und Sylvester Stallone ("Shootout – Keine Gnade") es mit neuen Ansätzen probieren, spielt Bruce Willis seinen John McClane nun schon zum fünften Mal seit 1988. Zuletzt versuchte er es 2007 in "Stirb langsam 4.0" – aber noch immer mag er einfach nicht sterben, so sehr er es auch darauf anlegt.
Jetzt, in "Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben", verschlägt es den New Yorker Brachial-Cop nach Moskau, und so erfährt die alte Formel gleich mehrere Variationen: Der Held ist diesmal in ganz ungewohnter Umgebung ein Fisch auf dem Trockenen, der obendrein nicht mehr als Einzelkämpfer unterwegs ist, sondern mit seinem Sohn Jack (Jai Courtney) einen widerwilligen Buddy an die Seite gestellt bekommt. Wie sich schnell herausstellt, benötigt der entfremdete Filius die Hilfe seines Vaters nicht: Er ist als CIA-Agent in einer Mission im Einsatz, die durch McClanes plötzliches Auftauchen komplett aus dem Ruder läuft.
Neben Willis, der sein Alter mit einem perfekten Mix aus Würde und Selbstironie zu thematisieren weiß, verweist in dieser Fortsetzung noch viel mehr auf die achtziger Jahre. Die Inszenierung von John Moore ("Der Flug des Phoenix", "Das Omen", "Max Payne") setzt ganz auf einen analogen Look und verzichtet weitgehend auf computergenerierten Effektzauber.
Die Story ist genauso großspurig und hanebüchen, wie es die Genrekracher jener Jahre für gewöhnlich waren. Sebastian Koch spielt einen inhaftierten Unternehmer, der im Clinch mit der politischen Führung liegt und dessen Schicksal überdeutlich von den wahren Begebenheiten um den russischen Oligarchen Michail Borissowitsch Chodorkowski inspiriert wurde. Darüber hinaus verbindet "Stirb langsam – Ein guter Tag zum Sterben" gewissermaßen das moderne Russland mit dem des Kalten Kriegs und des Super-GAUs von Tschernobyl. Besser, man fragt da gar nicht erst nach Logik oder Sinn – hier geht’s doch ohnehin nur um einen guten Vorwand für die nächste Ballerei, und dabei, das steht fest, spart der Film nicht mit Munition.
Es quietscht, kracht und scheppert in einer Tour
Der Aufwand zahlt sich nicht immer aus: Insbesondere die gefühlte Ewigkeiten dauernde Verfolgungsjagd quer durch die Moskauer Innenstadt ist ein trauriges Beispiel für logistische Unbedarftheit. John Moores Inszenierung setzt dabei ausschließlich auf rasantes Tempo und größtmögliche Zerstörung. Es quietscht, kracht und scheppert in einer Tour, aber wer gerade wohin fährt, ja: wer gerade wen verfolgt, das wird mit schlampiger Achtlosigkeit nicht erzählt. Ein Film, der so selbstbewusst auf den Inhalt pfeift, müsste aber gerade in der Form überzeugen, und das schafft dieser "Stirb langsam" über weite Strecken dann doch leider nicht.
Bedeutend besser funktioniert die Vater-Sohn-Geschichte, die voller überraschender Wendungen ist. Die Annäherung zwischen dem abwesenden, unemotionalen Patriarchen John McClane und dem frustrierten, abweisenden Sohn Jack verläuft im richtigen Tempo und in der perfekten Dosierung. Auf dieser Ebene findet die Story eine stimmige Balance zwischen Sarkasmus und Sentiment.
Wunderbar der Moment, in dem McClane-Senior dem Junior eine Umarmung anbietet – beide mit einer Riesenwumme in der Hand und im Begriff, sich ins nächste explosive Scharmützel mit der russischen Nuklearwaffenmafia zu stürzen. Da ist Willis ganz der Alte: ein Actionheld voller Charisma und spitzbübischem Witz.
USA 2013. Regie: John Moore. Mit: Bruce Willis, Sebastian Koch, Mary Elizabeth Winstead, Jai Courtney. Länge: 120 Min. FSK: ab 16 Jahre, ff.