Der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Alois Glück, nannte den Vergleich am Montag des Kurienerzbischofs "nicht hilfreich". Der Vize-Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, empfahl dem Präfekten der vatikanischen Glaubenskongregation, seinen Holocaust-Vergleich schnellstmöglich zurückzunehmen.
Es könne zwar sein, dass manche kritischen Äußerungen gegenüber der katholischen Kirche oder einzelnen Würdenträgern überzogen sein mögen, sagte Schuster dem Evangelischen Pressedienst (epd). Wenn Erzbischof Müller diese Kritik aber mit einer Pogromstimmung vergleiche, "dann hat er offensichtlich nicht verinnerlicht, was ein Pogrom bedeutet", sagte Schuster in Würzburg.
Vergleich sei nicht zu akzeptieren
Ein solcher Vergleich sei "bei allen ehrbaren Motiven in der neuen Funktion des Erzbischofs, nicht zu akzeptieren". Als einer der höchsten Würdenträger der katholischen Kirche "wäre er gut beraten seine Aussage umgehend öffentlich zu korrigieren", betonte Schuster, der auch Präsident der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern ist.
Zentralkomitee-Präsident Glück sagte im Bayerischen Rundfunk, es gebe zwar seit einiger Zeit durchaus "aggressivere Töne gegenüber der Kirche und dem Religiösen". Dies sei jedoch "Gott sei Dank nicht das generelle Klima". Stattdessen beklagte Glück einen "Entfremdungsprozess" zwischen Kirchenführung und vielen Gläubigen. Eine "selbstkritische Reflexion" sei dringend notwendig.
Bestimmte Regeln für Mehrheit der Katholiken nicht einsichtig
Wenn bestimmte Regeln "der überwältigenden Mehrheit" der Katholiken nicht einsichtig seien, dann "stellen sich natürlich sehr grundsätzliche Fragen", ergänzte Glück. Dies betreffe etwa die Geburtenplanung und das Verbot von Verhütungsmitteln. 80 bis 90 Prozent der Katholiken lebten bei diesem Thema anders, als es die offizielle kirchliche Position vorgebe.
Unterstützung erhielt Erzbischof Müller einem Bericht der Zeitung "Die Welt" (Dienstagsausgabe) zufolge von Rabbi Rosen. Für jeden vernünftigen Menschen, der die Worte des Erzbischofs nachlese, sei klar, dass ein Holocaust-Vergleich nicht seine Absicht gewesen sei. "Dies dem Interview zu entnehmen, kann nur das Ergebnis einer böswilligen Absicht sein", sagte der hohe jüdische Geistliche in Berlin.
Erzbischof Müller hatte in einem Interview mit der Zeitung "Die Welt" gezielte Diskreditierungs-Kampagnen gegen die katholische Kirche in Nordamerika und Europa beklagt. Diese hätten erreicht, "dass Geistliche in manchen Bereichen schon jetzt ganz öffentlich angepöbelt werden", sagte der frühere Regensburger Bischof Müller. Es wachse eine "künstlich erzeugte Wut, die gelegentlich schon heute an eine Pogromstimmung erinnert". Mehrere Politiker hatten die Äußerung bereits am Wochenende scharf kritisiert.