"Säkulare Grüne" wollen Überprüfung des Staat-Kirche-Verhältnisses

"Säkulare Grüne" wollen Überprüfung des Staat-Kirche-Verhältnisses
Bei den Grünen formieren sich die Befürworter einer strikten Trennung von Staat und Kirchen. Ein bundesweiter Arbeitskreis wurde jetzt gegründet.

Der neue Zusammenschluss "Säkulare Grüne" trete für eine Überprüfung des Verhältnisses von Staat und Religion ein, sagte Rahim Schmidt vom Sprecherkreis dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zur Begründung verwies der Grünen-Politiker auf die wachsende gesellschaftliche Vielfalt, für die eine steigenden Zahl Konfessionsloser, abnehmende Kirchenbindung und Ausbreitung nichtchristlicher Religionen und Weltanschauungen kennzeichnend seien.

Änderungsbedarf sieht der Arbeitskreis Säkulare Grüne etwa beim kirchlichen Arbeitsrecht. Der konfessionsgebundene Religionsunterricht sollte durch Fach Ethik oder Philosophie ersetzt werden, sagt Schmidt. In der Erziehung sollte das Gemeinsame vor dem Trennenden Vorrang haben. Weiter heißt es, "Privilegien" von Kirchen und Religionsgemeinschaften wie etwa die Kirchensteuer seien "perspektivisch" abzuschaffen.

Nächstes Treffen im Herbst in Heidelberg

In einem Papier des Arbeitskreises wird auf die Rundfunk- und Ethikräte verwiesen, deren Zusammensetzung nicht die Gesellschaft abbilde. Neben kirchlichen Einrichtungen im Gesundheits- und Sozialsektor sollten auch religiös nicht gebundene Träger gefördert werden. Niemand soll aufgrund seiner Weltanschauung oder Religionszugehörigkeit bevorzugt oder diskriminiert werden, wird argumentiert.

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Der im Iran geborene Rahim Schmidt ist einer von vier Sprechern des Arbeitskreises. Der Arzt und Naturwissenschaftler gehört seit 2011 dem Landtag von Rheinland-Pfalz an. Sein Engagement für eine Neuausrichtung des Verhältnisses von Staat und Religion begründet er auch mit den Erfahrungen aus dem Iran.

In verschiedenen Landesverbänden der Grünen gibt es laizistische Strömungen, etwa in Bayern und Nordrhein-Westfalen. Die Gründung des bundesweiten Arbeitskreises erfolgte Mitte Januar in Mannheim. Beflügelt wurde sie den Angaben zufolge durch die Beschneidungs-Debatte. Ein weiteres Treffen der "Säkularen Grünen" ist Schmidt zufolge für Herbst in Heidelberg geplant. Angestrebt wird die Bildung einer Bundesarbeitsgemeinschaft Säkulare Grüne mit Antragsrecht auf den Parteitagen.

"Laizistische Sozis"

Schon länger gibt es eine Bundesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen bei den Grünen. Etliche Spitzenpolitiker der Grünen sind kirchlich engagiert. So gehören der Stuttgarter Ministerpräsident Winfried Kretschmann der Vollversammlung des Zentralkomitees der deutschen Katholiken an. Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt lässt seit ihrer Nominierung zur Grünen-Spitzenkandidatin bei der Bundestagswahl ihre Ämter in der evangelischen Kirche ruhen.

Im vergangenen Jahr hatte der SPD-Vorstand den Laizisten in den Reihen der Sozialdemokraten eine Anerkennung als offizieller Arbeitskreis versagt. Die Gruppierung "Laizistische Sozis" setzt sich ebenfalls für die Trennung von Staat und Kirche ein.