Schilling litt zuletzt an Osteoporose und war nur noch selten bei Veranstaltungen zugegen, teilte die Zeitschrift zur kritischen Aufarbeitung der SED-Diktatur "Horch und Guck" am Mittwoch in Berlin mit. Schilling wäre am 28. Februar 83 Jahre alt geworden. Bekannt geworden war er unter anderem dadurch, dass er von 1968 bis zu seinem Ruhestand 1995 in dem bei Saalfeld gelegenen Ort Braunsdorf in seinem Pfarrhaus junge Menschen aufnahm, die als unangepasst galten und von denen nicht wenige mit den SED-Behörden in Konflikt geraten waren.
Von der Stasi beobachtet
So kamen in den 1970er und 1980er Jahren regelmäßig hunderte junger Menschen aus allen Teilen der DDR. Die meisten gehörten der ersten Generation von DDR-Bürgern an, die als Lebensumfeld ausschließlich den SED-Staat kannten. Auf der Suche nach sich selbst fanden sie im Braunsdorfer Pfarrhaus den Freiraum, den ihnen der Staat verweigerte. Später gehörten nicht wenige von ihnen zu denen, die im Herbst 1989 mit der Forderung nach gesellschaftlichen Veränderungen als erste auf die Straße gingen.
Schilling stand immer wieder unter massiver Beobachtung durch die DDR-Staatssicherheit, die 1974 die vorübergehende Schließung des Heimes erzwang. 1987 gehörte er zu den Initiatoren des "Kirchentags von unten" und der aus der "offenen Arbeit" hervorgegangenen "Kirche von unten".