In einem am Dienstag in Witten veröffentlichten Brief des VEF-Präsidenten Ansgar Hörsting an Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) wird das Vorhaben als "nicht sachgerecht" bezeichnet. Die Bedeutung der Freikirchen habe in den vergangenen 20 Jahren zugenommen, während die der beiden großen christlichen Kirchen zurückgegangen sei.
Vertreter für rund 600.000 Menschen
Laut den Plänen für einen neuen SWR-Staatsvertrag sollen künftig muslimische Verbände den Sitz der Freikirchen bekommen. Nach Hörstings Worten wenden sich die Freikirchen aber nicht gegen muslimische Vertreter. Der VEF-Präsident weist darauf hin, dass durch den Freikirchenvertreter beispielsweise auch die orthodoxe Kirche im SWR-Rundfunkrat repräsentiert werde. Der Entsandte der Freikirchen in Baden-Württemberg vertrete rund 400.000 und weitere 150.000 Menschen in Rheinland-Pfalz im SWR-Rundfunkrat.
Die VEF stellt auch infrage, dass der SWR-Staatsvertrag ohne weiteres vorzeitig beendet werden dürfe. "Vorbehaltlich genauerer rechtlicher Prüfungen gehen wir deshalb derzeit davon aus, dass eine Abberufung des freikirchlichen Vertreters im Rundfunkrat vor dem Ende der Periode 2013 bis 2018 rechtlich nicht zulässig wäre", schreibt Hörsting.
Auch Vertriebene sollen verzichten
Neben den Freikirchen sollen auch die Vertriebenenorganisationen ihre beiden Vertreter in dem obersten Kontrollgremium des SWR verlieren. Die Sitze der Umweltverbände und Migranten werden dagegen aufgestockt. Die jeweils zwei Sitze der evangelischen und der katholischen Kirche in Baden-Württemberg sowie ein Sitz für die evangelische und katholische Frauenarbeit sollen bestehen bleiben. Auch die Israelitischen Religionsgemeinschaften sollen ihren Sitz behalten.
Das Aufsichtsgremium des SWR mit seinen 74 Mitgliedern ist das größte aller ARD-Anstalten. 23 Rundfunkratsmitglieder stammen aus Rheinland-Pfalz, 51 aus Baden-Württemberg.