Arnold Schwarzenegger hat sein Comeback geschickt vorbereitet. Erst ein Kurzauftritt in "The Expendables" (2010), in dem Kollege Sylvester Stallone der Star war. Dann eine schlagkräftige Nebenrolle in "Expendables 2" und seine Autobiografie im vergangenen Jahr. Dramaturgisch war das eine Art Fanfare für das volle Arnold-Programm. Das folgt nun in dem Actionfilm "The Last Stand", in dem Schwarzenegger einerseits an seine früheren Erfolgsrezepte anzuknüpfen versucht, mit Blick auf seine 65 Jahre aber eine gewisse Gelassenheit zeigt - sein hölzernes Schauspiel wirkt heute irgendwie passender.
Schwarzenegger spielt den Gesetzeshüter Ray Owens, einen lakonisch-väterlichen Kumpeltyp, der während seiner großen Zeit zu viel erlebt hat, um sich noch von irgendetwas überrascht zu zeigen. Auf seine alten Tage aber wird dieser Mann noch einmal aus der Reserve gelockt. Ein berüchtigter Drogenbaron ist in Las Vegas dem FBI entwischt und rast mit einer getunten, 1.000 PS starken Chevrolet Corvette in Richtung mexikanische Grenze. Dank seiner bestens ausgerüsteten Privatarmee kann ihn niemand aufhalten. Nun ja, fast niemand.
Drehbuch und Regie legen diese Story konsequent als modernen Western an: der alternde Sheriff, der mit einer zusammengewürfelten Truppe von Hilfssheriffs auf den staubigen Straßen eines Wüstenkaffs gegen einen mächtigen Großgangster antreten muss. Die klassischen Western, die Howard Hawks mit John Wayne gedreht hat - vor allem "Rio Bravo", "El Dorado" und "Rio Lobo" -, standen dabei in mancher Hinsicht Pate. Nicht dass "The Last Stand" deren Qualitäten erreichen würde, aber allein ihre Präsenz als filmhistorischer Bezugspunkt gibt dem Film einen schönen Touch.
Auch sonst liegt ein Reiz in den Kleinigkeiten: in den parallel laufenden Handlungssträngen zwischen hilflosem FBI in Las Vegas und der eskalierenden Lage in der Wüste etwa oder in der Besetzung von profilierten Darstellern wie Luis Guzmán, Eduardo Noriega und vor allem Forest Whitaker als verzweifelndem FBI-Agenten, die dem Ganzen eine gewisse Charaktertiefe geben. Als cleverer Zug erweist sich, dass Schwarzenegger nicht auf einen US-amerikanischen Actionprofi als Regisseur setzt, sondern auf den Südkoreaner Jee-woon Kim ("Der Fluch der zwei Schwestern"). Es gibt zwar den obligaten komischen Kumpel und ein paar unnötige Albernheiten, aber Kim geht die Westernkonventionen mit der Ernsthaftigkeit eines von den Mythen beeindruckten Ausländers an und inszeniert das Ganze mit weitgehend ironiefreier Lust am Altmodischen.
Nüchterne Kaltschnäuzigkeit
Man möchte es auch dem distanzierten Blickwinkel des Koreaners zuschreiben, dass "The Last Stand" zwar einen Helden hat, aber kaum Heldenpathos aufkommen lässt. Die Schießereien sind teilweise spektakulär, dabei aber von einer nüchternen Kaltschnäuzigkeit. In den Actionszenen zeigt Kim ein selten gewordenes Gespür für Orte und Räumlichkeiten, und eine Autoverfolgungsjagd durch ein Maisfeld inszeniert er großartig als Duell zwischen zwei uramerikanischen Karossen, der Corvette und dem Mustang.
Angesichts der aktuellen amerikanischen Debatten über schärfere Waffengesetze mag es politisch höchst unkorrekt wirken, dass in "The Last Stand" der Mann mit der größten Wumme gewinnt und ausgerechnet die Privatarsenale der Dorfbewohner Leben retten. Dafür gibt Kim den momentweise durchaus heftigen Gewalttaten eine angemessene Wucht. So "lustig" wie in anderen Action-Blockbustern ist das Sterben hier jedenfalls nicht.
Regie: Jee-woon Kim. Mit Arnold Schwarzenegger, Forest Whitaker, Johnny Knoxville, Rodrigo Santoro, Jaimie Alexander, Luis Guzmán, Eduardo Noriega. Länge: 107 Min. FSK: ab16 Jahren, ff.