Das sei "Unfug", sagte die Autorin von Büchern wie "Die feuerrote Friederike", "Olfi Obermaier" und "Bohnen-Jim" dem in Berlin erscheinenden "Tagesspiegel am Sonntag". "Das zeigt, das Kinderliteratur für viele nicht mehr ist als eine Pädagogikpille, eingewickelt in ein Geschichtspapier", sagte die 76-Jährige. In Erwachsenenliteratur würde man so nie "reinpfuschen".
Rassismus sei eine Gesinnung: "Die schafft man nicht ab, wenn man Worte abschafft." Ihr würde es reichen, wenn man ein umstrittenes Wort wie "Neger" mit einem Sternchen versieht und am Fuß der Seite erklärt, dass es vor 50 Jahren ein normaler Ausdruck gewesen sei, sagte Nöstlinger.
Mit "verbaler Salzsäure verätzen"
Auch die Ombudsfrau für die Hinterbliebenen der Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU), Barbara John, sprach sich gegen diese Art von Zensur aus. Dass Menschen anderer Hautfarbe oder Ethnie als Exoten dargestellt werden, die ganz anders sind als wir, "das war einmal", schreibt die langjährige Berliner Ausländerbeauftragte in der gleichen Zeitung. Deshalb würden jetzt auch keine Zensoren gebraucht, die Texte mit "verbaler Salzsäure verätzen" wollen.
Die meisten anstößigen Bücher stünden ohnehin in privaten Bücherschränken, merkte John an. Besser sei, Geschriebenes kritisch zu erklären und zu vermeiden, dass Nachdrucke ohne entsprechende Hinweise erscheinen. Hintergrund ist eine Debatte um Kinderbuchklassiker wie "Die Kleine Hexe" von Ottfried Preußler, wo der Verlag künftig Wörter wie "Negerlein" in dem Text durch politisch korrekte Begriffe ersetzen will.