Die Vorsitzende des Vereins Pro Quote, Annette Bruhns, begrüßt es, dass Journalistinnen darüber schreiben, wenn sie von Politikern sexuell belästigt werden. "Ich erkläre mir das damit, dass sich Unternehmenskulturen verändern", sagte Bruhns in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Dass Frauen darüber berichten, heißt, dass sie das nicht lustig finden und dass die Redaktion das auch nicht lustig findet."
Kürzlich hatte die Journalistin Annett Meiritz im "Spiegel" darüber berichtet, wie sie von Mitgliedern der Piratenpartei als "Prostituierte" beschimpft wurde. Die "Stern"-Journalistin Laura Himmelreich beschreibt in einem Porträt des neuen FDP-Spitzenkandidaten Rainer Brüderle, wie dieser sie nach dem Dreikönigstreffen der FDP vor einem Jahr in Stuttgart mit Sprüchen wie "Sie können ein Dirndl auch ausfüllen" angemacht habe.
Himmelreich habe ein Porträt veröffentlicht, darin hätten solche szenischen Beschreibungen, die Brüderle charakterisieren, durchaus ihre Berechtigung, sagte Bruhns, die "Spiegel"-Redakteurin ist. Dass über Chauvinismus berichtet werde, stimme sie hoffnungsvoll, "dass sich in den Redaktionen und in der Gesellschaft etwas verändert". Jahrelang hätten Frauen über solche Erfahrungen geschwiegen, weil sie nicht als weinerlich gelten wollten, sagte Bruhns.
Die Initiative Pro Quote, die sich für mehr Frauen in den Führungspositionen der Medien einsetzt, sammelt derzeit bei Facebook Erfahrungsberichte von Journalistinnen, die von Politikern sexuell belästigt wurden.