Die Angeklagten müssen sich seit Montag vor einem Sondergericht in der Hauptstadt Neu-Delhi verantworten, wie indische TV-Sender berichteten. Sie werden verdächtigt, eine 23-jährige Medizinstudentin so grausam vergewaltigt zu haben, dass sie ihren Verletzungen erlag. Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Schicksal der jungen Frau sorgte in Indien für Empörung und wochenlange Straßenproteste.
Demonstration für mehr Sicherheit
Derweil erörterte das Oberste Gericht einen Antrag eines Angeklagten, den Prozess außerhalb der Hauptstadt abzuhalten, um dem großen Medieninteresse zu entgehen und Proteste vor dem Gericht zu begrenzen. Die Entscheidung wurde vertagt. Auch am Montag fanden sich vor dem Gerichtsgebäude im Süden Neu-Delhis Demonstranten ein, um mehr Sicherheit für Frauen zu fordern.
Die Studentin war am 16. Dezember in einem Stadtbus über eine Stunde lang von mehreren Männern vergewaltigt und mit Eisenstangen gefoltert worden. Danach wurde sie schwer verletzt aus dem fahrenden Bus geworfen. Zwei Wochen später starb sie trotz mehrerer Notoperationen.
Schneller Prozess erwartet
Das eigens eingerichtete Sondergericht soll das Verfahren gegen die Männer im Alter von 18 bis 35 Jahren zügig abschließen. Normalerweise dauert ein Rechtsstreit in Indien mehrere Monate oder Jahre. Die Regierung ist wegen der massiven Proteste um Schadensbegrenzung bemüht. Deshalb soll der Prozess so wenig in die Schlagzeilen wie möglich. Auch der Name der ermordeten Studentin wird von indischen Zeitungen nicht genannt, um keine Symbolfigur zu schaffen.
Die zuständige Polizeibehörde will für die Angeklagten offenbar die Todesstrafe fordern, die in Indien laut Verfassung immer noch "bei besonders grausamen und seltenen Verbrechen" verhängt werden kann. Ein sechster Verdächtigter ist erst 17 Jahre alt und soll vor ein Jugendgericht gestellt werden.
Die Mehrheit der Vergewaltigungen wird in Indien gar nicht erst angezeigt, weil die Täter selten geahndet werden. Laut amtlicher Statistik kamen im Jahr 2011 nur 15 Prozent der über 95.000 anhängigen Anklagen wegen Vergewaltigung überhaupt vor ein Gericht.