"Das ist allerdings ein richtig dickes Brett, das die Politik da bohren müsste." Schließlich müssten Behörden umstrukturiert und Landesparlamente aufgelöst werden. Der Sylter ist Landtagsabgeordneter der Grünen und wurde vor zwei Monaten überraschend an die Spitze des Kirchenparlaments gewählt.
Auch in der Finanzpolitik sieht Tietze die Kirche als Vorbild. Während Länder und Kommunen unter Schuldenbergen litten, seien die drei Landeskirchen Nordelbien, Mecklenburg und Pommern mit Rücklagen und einem Pensionsfonds für Pastoren in die Fusion gegangen. Die Kirchen hätten harte Sparrunden hinter sich. Dagegen habe es die Politik versäumt, der nächsten Generation finanzielle Spielräume zu überlassen. "Das holt uns jetzt ein."
Konfliktfreudigere Debatten
Die Debatten im Kirchenparlament wünscht sich Tietze konfliktfreudiger und offener. "Wir dürfen nicht vergessen, Fragen zu stellen." Er wünsche sich, dass die Debatten im Internet übertragen werden. Zuschauer könnten sie dann im Netz kommentieren. "Die Synode ist keine geschlossene Veranstaltung." Diese Idee solle im September beraten werden.
Nach den innerkirchlichen Strukturdebatten müssten wieder Inhalte im Vordergrund stehen, forderte der Synoden-Präses weiter. Der Klimawandel berühre Menschen an der Küste hautnah und müsse gestaltet werden. Die Nordkirche mit ihrer langen Küste sei ein Ziel für Touristen. Ihnen könne die Kirche Anstöße geben, über eigene Werte neu nachzudenken.
###mehr-artikel###
Die Landeskirchen Mecklenburg, Nordelbien und Pommern haben sich im vergangenen Sommer zur Evangelisch-Lutherischen Kirche in Norddeutschland zusammengeschlossen. Mit 2,3 Millionen Mitgliedern ist die Nordkirche die fünftgrößte unter den deutschen Landeskirchen. Innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist es die erste Fusion, die Kirchen der früheren Bundesrepublik und der ehemaligen DDR zusammenführt.