"Demonstration für alle" gegen "Ehe für alle"

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"Demonstration für alle" gegen "Ehe für alle"
Die Gegner der "Ehe für alle" machen mobil: An diesem Sonntag wollen sie in den Straßen von Paris mit einer "Demonstration für alle" gegen den Gesetzentwurf der französischen Regierung protestieren, der gleichgeschlechtlichen Paaren die Eheschließung und Adoption ermöglichen will. "Alle Kinder eines Mannes und einer Frau" sind dazu aufgerufen, an der Demonstration teilzunehmen.
10.01.2013
epd
Martina Zimmermann

Die Initiative "Demonstration für alle" hofft auf 100.000 Demonstranten, die dem Aufruf von Frigide Barjot folgen könnten. Die überzeugte Katholikin gehört zu den Gesichtern eines Netzwerkes, das gegen das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare demonstriert. Bereits im November beteiligten sich Zehntausende Franzosen an Protestkundgebungen in mehreren Städten.

Seit der Ankündigung des Gesetzentwurfs im vergangenen Sommer dauert eine heftige öffentliche Debatte an: Katholiken, jüdische und muslimische Institutionen sowie die protestantische Föderation äußerten sich gegen die Homo-Ehe. Der konservative UMP-Abgeordnete Laurent Wauquiez kündigte an, im Parlament einen Antrag einzubringen und Präsident François Hollande zu einer Volksabstimmung in der Frage zu zwingen.

"Krieg der Schulen"

Die katholische Kirche in Frankreich lehnt das Vorhaben ebenfalls ab und ermutigt die Katholiken, für ihre Familienwerte öffentlich einzutreten. So können sich die Organisatoren der "Demo für alle" bei ihrem Widerstand auf die katholischen Verbände stützen.

In den vergangenen Tagen war zudem ein Streit über die Rolle der Privatschulen entbrannt. Nachdem der Generalsekretär der katholischen Privatschulen, Eric de Labarre, zu einer Debatte über das Thema aufgerufen hatte, erinnerte Erziehungsminister Vincent Peillon die Privatschulen an ihre Pflicht zur Neutralität. Die Opposition griff daraufhin Regierungssprecherin Najat Vallaud-Belkacem an, nachdem diese ungeachtet dieser Neutralitätspflicht in Schulen über Homosexualität referiert hatte. Sie habe nur über Homophobie gesprochen, wie es der Lehrplan vorsehe, verteidigte sich Vallaud-Belkacem.

Die Opposition befürchtet nun einen "Krieg der Schulen", den es schon einmal gab: Mitte der 80er Jahre hatten Pläne der sozialistischen Regierung, die Vorschriften für die katholischen Schulen zu verändern, zu Massenprotesten geführt.

Dreiviertel finden das Thema zweitrangig

Das französische Kabinett hatte Anfang November einen Gesetzentwurf zur Homo-Ehe auf den Weg gebracht. Darin ist auch ein Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare vorgesehen. Bereits seit 1999 können homosexuelle Paare in Frankreich eine eingetragene Lebenspartnerschaft eingehen, Adoptionen sind ihnen bisher aber nicht möglich. Die Nationalversammlung wird ab 29. Januar über den Gesetzentwurf beraten. Laut Premierminister Jean-Marc Ayrault soll das Gesetz in der ersten Jahreshälfte 2013 in Kraft treten.

Es handelt sich um die erste wichtige Gesellschaftsreform von Präsident François Hollande, der damit sein Wahlversprechen Nummer 31 wahr machen will. Der Entwurf der sozialistischen Regierung sieht neben der Gleichstellung homosexueller Paare mit der Ehe einige weitere Anpassungen vor. Statt "Ehemann" und "Ehefrau" soll im Bürgerlichen Gesetzbuch künftig von "Eheleuten" die Rede sein, statt "Mutter" und "Vater" von "Eltern".

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Neu geregelt werden muss die Namensgebung: Künftig soll ein Kind nicht mehr automatisch den Namen des Kindsvaters übernehmen. Eine weitere Vorschrift präzisiert, dass eine Ehe ein Vertrag zwischen zwei Personen desselben oder verschiedenen Geschlechts ist. Der Rest bleibt unverändert, vom Inzestverbot über das Mindestheiratsalter von 18 Jahren bis hin zu "Treue und Respekt", die sich die Ehepartner schulden.

Laut einer Umfrage, die in dieser Woche für das christliche Magazin "Pelerin" veröffentlicht wurde, unterstützt eine deutliche Mehrheit der Franzosen (60 Prozent) die Homo-Ehe. Nur eine Minderheit von 46 Prozent befürwortet hingegen das Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare. Drei Viertel der Befragten finden, das Thema sei "zweitrangig" angesichts von Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung und illegaler Einwanderung.