Kultusminister Dorgerloh: Langer Atem bei Lutherdekade nötig

Kultusminister Dorgerloh: Langer Atem bei Lutherdekade nötig
Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh hat sich gelassen über den offenbar geringen Bekanntheitsgrad von Luthers legendärem Thesenschlag in seinem Bundesland geäußert. Die 2008 in Wittenberg eröffnete Lutherdekade sei ja ganz bewusst als mehrjähriges Projekt angelegt, damit Wissen über die Reformation wachsen könne, sagte der SPD-Politiker dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Magdeburg. Die Themenreihe sei aber weder reine Geschichtsstunde noch Nachhilfeunterricht.
05.01.2013
epd
Karsten Wiedener

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Die im November vorgestellte Studie "Sachsen-Anhalt-Monitor 2012" hatte Wissenslücken über die Reformation offenbart. So wurde unter anderem danach gefragt, welches Ereignis mit dem 31. Oktober 1517 verbunden wird. Die richtige Antwort ("Thesenanschlag von Luther") gab nur ein Viertel der Befragten. Ein Fünftel lag falsch, und 53 Prozent äußerten, es nicht zu wissen.

Zur Halbzeit der zum Reformationsjubiläum 2017 führenden Lutherdekade sei der Wert von einem Viertel "gar nicht so schlecht", erklärte der evangelische Theologe Dorgerloh. "Wir haben landesweit noch gut 17 Prozent Christen, darunter 14 Prozent Protestanten. Damit geht das Wissen um den Ausgangspunkt der Reformation schon jetzt über den Kreis der Kirchenmitglieder deutlich hinaus", betonte der Minister. Vor seinem Amtsantritt im April 2011 war Dorgerloh Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland für die Lutherdekade.

Es fehlt ein Stück Tradition

In Sachsen-Anhalt fehle zudem "einfach ein Stück Tradition, die wir auch nicht in fünf Jahren zurückgewinnen werden". Nötig seien ein "langer Atem und frische Ideen, um diesen Teil deutscher Geschichte lebendig werden zu lassen." Das Beispiel der umstrittenen Lutherfiguren von dem Nürnberger Künstler Ottmar Hörl in Wittenberg 2010 habe gezeigt, dass mit neuen, ungewohnten Formen nicht nur eine große Aufmerksamkeit erregt, sondern auch intensive Diskussionen ausgelöst werden könnten, die das Anliegen weiter tragen.

Wie Dorgerloh sagte, gebe es vielfältige Angebote, die auch ganz verschiedene Menschen ansprechen. Mit Fachtagungen erreiche man eher Experten, zu großen Festen wie "Luthers Hochzeit" in Wittenberg ströme ein breites Publikum: "Viele dieser Besucher wollen etwas erleben und sich nicht vordergründig belehren lassen."

Im Themenjahr 2012 der Lutherdekade habe der Akzent bei Musikveranstaltungen gelegen, aber es hätten auch viele Schulprojekte und Ausstellungen zu verschiedenen Reformationsthemen stattgefunden. Zudem könnten neue Akzente gesetzt werden, je näher 2017 rücke, sagte Dorgerloh. Auch der Abschluss von Bauvorhaben an den Luthergedenkstätten werde noch für weitere, gehörige Aufmerksamkeit sorgen.