Die beiden großen Kirchen haben zum Jahreswechsel zu Zuversicht, Gottvertrauen und gesellschaftlichem Aufbruch ermutigt. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, sagte, die Menschen könnten immer wieder neu aufbrechen und die Gegenwart verändern. Man müsse sich nicht mit dem Alltag und der Welt zufriedengeben, betonte der Repräsentant von fast 24 Millionen evangelischen Christen. Schneider ist auch rheinischer Präses.
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Die zunehmende soziale Spaltung gefährdet nach Einschätzung des Berliner Kardinals Rainer Maria Woelki den gesellschaftlichen Frieden. "Es gibt einige Gewinner, aber eine wachsende Schar von Verlierern", erklärte der katholische Erzbischof in seiner vorab veröffentlichen Silvesterpredigt in der Berliner Hedwigskathedrale. Der Freiburger katholische Erzbischof Robert Zollitsch sagte, trotz ihrer Sorgen hätten die Menschen in Deutschland allen Grund zu Dankbarkeit für Frieden, Freiheit und Sicherheit. Zollitsch repräsentiert 24,5 Millionen Katholiken.
Kardinal Karl Lehmann fragte nach der Zukunft der Europas. Was vor Jahren bei der Diskussion über eine mögliche europäische Verfassung versäumt worden sei, hole die Menschen nun ein. "Wir müssen uns viel zügiger, mutiger und schöpferischer fragen, welche Gestalt dieses Europa von den geistigen und ethischen Fundamenten her erhalten soll", sagte er in seiner Predigt im Mainzer Dom. Darüber müsse ohne Wahlkampfgetöse gestritten werden, um den Zusammenhalt zu wahren.
Weber: Sorge um politische Kultur
Der braunschweigische evangelische Landesbischof Friedrich Weber sorgt sich um die politische Kultur in Deutschland: "Es wird gestritten und beleidigt, auch um die Religion", sagte er an Silvester im Kaiserdom zu Königslutter. Das habe die Debatte um die Beschneidung genauso gezeigt wie die Diskussionen über die Sterbehilfe und Organtransplantation.
Zugleich riefen die Kirchen zum Vertrauen auf Gott auf. Der katholische Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode mahnte die Christen zu mehr Entschiedenheit im Glauben. Jeder Christ müsse sich gerade in der heutigen Zeit der Glaubenskrise fragen, wem er folgen wolle und was er letztlich suche, sagte Bode in seiner Silvesterpredigt.
Der Schweriner evangelische Bischof Andreas von Maltzahn sagte: "Am besten ist unser Leben bei Gott aufgehoben." Diese Gewissheit mache Mut, bewusst zu entscheiden und Verantwortung zu übernehmen. Angesichts der wachsenden religiösen Intoleranz rief die Lübecker Bischöfin Kirsten Fehrs dazu auf, den Glauben öffentlich zur Sprache zu bringen. "Scheut euch nicht, Gutes zu glauben und zu sagen", predigte sie.