Der Direktor der Stasi-Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, hat eine stärkere Würdigung von Widerstandskämpfern und Verfolgten der DDR-Zeit angemahnt. Er habe den Eindruck, dass die Opfer der SED-Diktatur allmählich in Vergessenheit gerieten, sagte Knabe am Samstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Der Gedenkstättenleiter fügte hinzu, dies sei nicht nur für die Betroffenen schmerzhaft. Es handele sich auch um einen Verlust für die politische Kultur.
Knabe beklagte, dass es bis heute kaum Straßen oder Plätze gebe, die nach Widerstandskämpfern gegen den Kommunismus benannt seien. Auch in den Schulbüchern spielten diese kaum eine Rolle. Die Debatte um den Einsatz von DDR-Zwangsarbeitern für die Möbelproduktion des schwedischen Konzerns Ikea habe im zurückliegenden Jahr zudem gezeigt, dass das Thema auch aus der Tagespolitik fast ganz verschwunden sei. "Kein einziger verantwortlicher Politiker hat sich in diesem Skandal an die Seite der Opfer gestellt und sich für ihre Entschädigung eingesetzt", kritisierte Knabe.
"Städte könnten Straßen umbenennen"
Der Gedenkstättenleiter erinnerte daran, dass sich im kommenden Jahr der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 zum 60. Mal jährt. Dies sei ein guter Anlass für Initiativen auf allen Ebenen. Er wünsche sich, dass sich Schulen in ganz Deutschland an diesem Tag mit dem Widerstand in der DDR beschäftigen und auch der Bundestag am 17. Juni die Opfer des Kommunismus würdige. "Städte und Gemeinden könnten aus diesem Anlass Straßen umbenennen und zeitgemäße Erinnerungsorte schaffen", sagte Knabe. Die Schirmherrschaft über diese Aktivitäten sollten Bundespräsident Joachim Gauck übernehmen, schlug Knabe vor.
Die Stasiopfer-Gedenkstätte in Berlin-Hohenschönhausen gilt als einer der wichtigsten Erinnerungsorte für die Opfer kommunistischer Gewaltherrschaft in Deutschland. Gebäude und Einrichtung der früheren Stasi-Untersuchungshaftanstalt sind fast unversehrt erhalten geblieben. Die Besucher werden in der Regel von ehemaligen Häftlingen durch das Gelände geführt. Die Anlage vermittelt daher ein sehr authentisches Bild des Haftregimes in der DDR.