Diakoniedirektor warnt vor ruinösem Wettbewerb in der Pflege

Diakoniedirektor warnt vor ruinösem Wettbewerb in der Pflege
Der hannoversche Diakoniedirektor Christoph Künkel hat vor einem wachsenden ruinösen Wettbewerb in der Pflege gewarnt. Dieser gehe sowohl zulasten der Mitarbeiter als auch der Pflegebedürftigen.

Künkel sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd): "Unter dem Preiswettbewerb in der Fläche leidet die Qualität, es gibt ein Überangebot an Einrichtungen, und gleichzeitig fehlen überall Pflegekräfte." Dem Pflegereport der Bertelsmann Stiftung zufolge werden ohne grundlegende Weichenstellungen bis 2030 rund eine halbe Million Pflegekräfte fehlen.

Der Sozialmarkt ist nach Ansicht Künkels davon geprägt, dass "viele Anbieter über ihr soziales Tun ihr eigenes Portemonnaie füllen". Nach der Aufhebung des Kostendeckungsprinzips in der Pflege in den 1990er Jahren sei es zu einem "Quasi-Wettbewerb" gekommen, in dem es nur noch darum gegangen sei, die günstigste Leistung anzubieten: "Der Dienst am Menschen wurde zum Mittel des Gelderwerbs", kritisierte Künkel. Die einzige Lösung sei, zu einer bedarfsorientierten Steuerung zurückzukehren. Der Staat, die Länder und die Kommunen, die laut Grundgesetz für die Daseinsvorsorge zuständig seien, müssten in die Pflicht genommen werden.

Es würden zum Beispiel keine zusätzlichen stationären Einrichtungen für Pflegebedürftige gebraucht: "Das entspricht auch nicht dem, was die Menschen wollen", sagte der Direktor des Diakonischen Werks der hannoverschen Landeskirche. Gefragt sei stattdessen eine stärkere Vernetzung von ambulanten, teilstationären und stationären Diensten. Außerdem seien eine angemessene Bezahlung der Mitarbeiter und Berufsvielfalt nötig: "Manche Aufgaben lassen sich prima mit einem Hauptschulabschluss erledigen, für andere kann ein Studium sinnvoll sein."

Inzwischen gebe es auch Modelle, Menschen mit Behinderungen zur Betreuung Älterer einzusetzen: "Warum soll jemand, der körperbehindert ist, nicht hervorragend vorlesen und damit einen Pflegenden entlasten?" fragte Künkel. In Norwegen werde das bereits erfolgreich praktiziert.