Die Evangelische Kirche im Rheinland steht vor Reformen und massiven Einsparungen. "Wir sind Kirche in einem tiefgreifenden Transformationsprozess", sagte der leitende Theologe, Präses Thorsten Latzel, am Dienstag (14. Januar) in Düsseldorf. Die Landeskirche wolle sich künftig stärker am Sozialraum orientieren, Menschen in ihrem Lebenslauf begleiten und "flexibel in den Formen" sein. Die Synode der rheinischen Kirche berät vom 2. bis 7. Februar in Bonn unter anderem über gemeindliche Vielfalt, die Zukunft der Kirchlichen Hochschule Wuppertal und die Abschaffung von Beamtenverhältnissen.
Für den landeskirchlichen Haushalt sind Einsparungen von mindestens 33 Millionen Euro geplant, wie aus einer Beschlussvorlage für die Landessynode hervorgeht. Das sind rund 22 Prozent auf Basis des Kirchensteueraufkommens von 2023. Die rheinische Kirche müsse umsteuern und die ganze Finanzstrategie neu aufstellen, sagte Finanzchef Henning Boecker. Alle Aufwandspositionen des landeskirchlichen Haushalts sollen bis zur Landessynode 2026 auf den Prüfstand gestellt werden.
Eine geplante Änderung ist die Abschaffung des Beamtenverhältnisses für künftige Pfarrer:innen sowie Personal in der Verwaltung. Dieses Modell passe "nicht mehr zu einer deutlich kleiner werdenden Kirche", sagte Vizepräses Christoph Pistorius. Hintergrund sind die Vorsorge- und Beihilfeverpflichtungen auch Jahrzehnte nach dem Ausscheiden von Pfarrern und Kirchenbeamten aus dem aktiven Dienst. Bezogen auf die gesamte Dienstzeit würde eine Systemumstellung auf Angestelltenverhältnisse pro Beschäftigtem zu Einsparungen von rund einer Million Euro führen.
Die Synode berät über einen solchen Systemwechsel. Nach einer Vorlage sollen in diesem Jahr Detailfragen geklärt werden, bevor die Synode Anfang 2026 einen konkreten Vorschlag mit Zeitplan beschließt. Ziel ist, mit möglichst vielen Landeskirchen zusammenzuarbeiten. Über den Beamtenstatus wird in der evangelischen Kirche schon länger diskutiert. Derzeit arbeiten rund 20.000 hauptamtliche Theolog:innen in den 20 Landeskirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Deren Pensionen müssen die Kirchen durch Rückstellungen selbst aufbringen.
Oberkirchenrätin Wibke Janssen stellte einen Plan vor, wie die renommierte Kirchliche Hochschule Wuppertal in einen theologischen Bildungscampus umgewandelt werden soll. Der Betrieb der Hochschule soll demnach spätestens zum 31. März 2027 beendet werden. Stattdessen solle eine Weiterbildungsgesellschaft entstehen, betonte sie. Die Gesellschaft soll laut Plan bis April 2026 gegründet und bis April 2027 ein neues Curriculum entwickelt werden.
Mit Blick auf den Umgang mit sexualisierter Gewalt betonte Pistorius, die rheinische Kirche müsse sich ernsthaft, ehrlich und aufrichtig mit dem Thema beschäftigen. Von 2021 bis Ende 2024 seien insgesamt 124 Meldungen in der Meldestelle der rheinischen Kirche für Fälle sexualisierter Gewalt eingegangen. Daraus hätten sich 118 Fälle ergeben. Die 124 Verdachtsmeldungen beziehen sich den Angaben zufolge auf 110 unterschiedliche mutmaßliche Täter:innen, darunter 33 Theologen.
Die Evangelische Kirche im Rheinland ist mit rund 2,1 Millionen Mitgliedern die zweitgrößte der 20 EKD-Mitgliedskirchen. Ihr Gebiet erstreckt sich über Teile der Bundesländer Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen.