Die katholische Kirche in Deutschland hat am zweiten Weihnachtstag der Opfer der weltweiten Christenverfolgung gedacht und einen stärkeren Schutz der Religionsfreiheit gefordert. Christen seien derzeit die am stärksten verfolgte religiöse Gruppe, erklärte der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. An Weihnachten starben bei Anschlägen auf Kirchen in Nigeria mindestens zwölf Menschen.
Hinter den Angriffen auf zwei Gotteshäuser im Norden des Landes wird die radikalislamische Terrororganisation Boko Haram vermutet. Boko Haram verübt seit 2009 Anschläge und Morde in Nigeria, denen mehr als 1.400 Menschen zum Opfer gefallen sein sollen. Bereits in den vergangenen beiden Jahren hatte die Terrorgruppe an Weihnachten Kirchen attackiert.
Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sagte, im zu Ende gehenden Jahr habe sich die Situation der Christen in mehreren Ländern sogar noch verschlechtert. Weltweit würden nach Angaben von internationalen Organisationen derzeit bis zu 100 Millionen Christen verfolgt oder bedroht.
Für die Verfolger beten
Der zweite Weihnachtstag ist traditionell dem ersten Märtyrer der Christenheit, Stephanus, gewidmet. Der Tag wurde im Juni von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz zum Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen bestimmt.
Der Freiburger Erzbischof Zollitsch nannte die Lage in Ägypten besonders besorgniserregend: "In Ägypten droht die Errichtung eines islamischen Gottesstaates, der dem Christentum, vor allem der großen koptischen Kirche die Luft zum Atmen nehmen könnte." Es gehöre zu den Glaubenspflichten eines jeden Christen, für bedrohte Schwestern und Brüder zu beten und sich durch Spenden und politische Aktionen für sie zu engagieren.
Der Trierer Bischof Stephan Ackermann sagte, 80 Prozent der Menschen, die weltweit aus religiösen Gründen ihr Leben verlieren, seien Christen. Er rief dazu auf, auch für die "Bedränger und Verfolger" zu beten: "Wir wollen ja, dass sich verhärtete Fronten auflösen, dass Hass und Ablehnung ein Ende finden."
Wenn Jesus in der Bergpredigt dazu auffordere, für die Verfolger zu beten, sei das "kein Appell an besonders fortgeschrittene Christen, sondern pure Notwendigkeit". Sonst könne sich die Welt nicht zum Guten wenden.