Es stimme nicht, "dass es von meiner Seite eine mangelnde Dialogbereitschaft gegeben hat", sagte Müller der "Passauer Neuen Presse" und der "Mittelbayerischen Zeitung" (Samstagsausgabe). Er reagierte damit auf die Vorwürfe des kommissarischen Leiters des Bistums Regensburg, Diözesanadministrator Wilhelm Gegenfurtner. Dieser hatte vor kurzem angedeutet, er sei 2005 als Generalvikar zurückgetreten, weil er sich von Müller bei der Reform der Laienräte einen Dialog mit den Betroffenen gewünscht hätte.
Laut Müller hatte sich Gegenfurtner jedoch selbst für die Neuordnung der Laienräte mit einem Diözesankomitee und einem Diözesanpastoralrat ausgesprochen. Gegenfurtners Aussagen waren in der Öffentlichkeit als Distanzierung von Erzbischof Müller empfunden worden. "Ich habe zehn Jahre von ihm etwas anderes gehört - nämlich das Gegenteil", sagte Müller. Der Grund für Gegenfurtners Rücktritt als Generalvikar sei zudem nicht mangelnde Dialogbereitschaft seinerseits gewesen. Dieser habe nach insgesamt 15 Jahren selbst aufhören und "etwas anderes machen" wollen, erläuterte der ehemalige Regensburger Oberhirte.
Der Präfekt der Glaubenskongregation beklagte außerdem, dass es auf allen Ebenen der Politik zu wenige "überzeugte katholische Männer und Frauen" gebe. Man müsse für das Gemeinwohl tätig sein, an Wahlen teilnehmen oder sich auch als Kandidat einer Partei aufstellen lassen. "Wir überlassen das Feld oft ideologischen Gruppierungen und wundern uns dann, wenn die Kirche plötzlich zurückgeschoben wird und Gläubige als geduldete Minderheit betrachtet werden", sagte Müller. Die ganze europäische Kultur sei vom Christentum geprägt, wenn es diese Wurzeln verliere, "enden wir nicht in einem neutralen Feld, sondern im Negativen und Abgründigen".